Als Weinkenner gilt im Allgemeinen eine Person, welche sich mit Wein sehr gut auskennt oder dies zumindest von sich selbst denkt und behauptet.
Es ist schwer zu definieren wer oder was ein Weinkenner ist!
Folgende Punkte und Überlegungen fallen mir zum Begriff Weinkenner ein:
- Es gibt in der Weinbranche sehr viele Leute, die im Kollegenkreis als Weinkenner geschätzt werden. Sie überzeugen durch gutes Fachwissen und eine umfangreiche Verkostungserfahrung und haben oft gewisse Schwerpunkte in ihrem Wissen und Können als Weinkenner gesetzt.
- In der Weinbranche gibt es aber auch zahlreiche Personen, die sich selbst als Weinkenner titulieren, oftmals allerdings weder über Verkostungserfahrung, noch über Fachwissen verfügen. Gerade auf Fachmessen und -verkostungen versuchen diese Weinkenner sich mit der Bezeichnung ihrer selbst als Weinkenner sich Zugang zu verschaffen.
Es stehen Fragen diesbezüglich unbeantwortet im Raum, auf die es keine Antwort gibt die nicht die Meinung von irgendjemand wäre:
- Wie viel Fachwissen braucht ein Weinkenner?
- Wie viel Verkostungserfahrung braucht ein Weinkenner?
- Was zeichnet noch einen Weinkenner aus?
Viele Winzer, Verbände und PR-Agenturen laden mittlerweile diese Zielgruppe gezielt zu Veranstaltungen ein und betrachten Sie als Multiplikatoren, was Sie auch sicher in einem gewissen Maß und innerhalb ihres Umfeldes sind.
Meine persönliche Definition eines Weinkenners in meinem allgemeinen Sprachgebrauch schaut in etwa wie folgt aus:
Ein Weinkenner ist ein Mensch, der nicht oder zumindest nicht hauptberuflich in der Branche arbeitet und Spaß und Wissen mit dem Thema Wein hat. Für ihn ist es meist ein unterhaltsames Hobby, viele Weinkenner träumen davon aus diesem Hobby ihren Beruf zu machen. Dieser private Weinkenner hat oft irgendein Spezialgebiet in dem er sich exzellent auskennt und darüber hinaus ein gutes Basiswissen über die Weine der Welt. In seinem Spezialgebiet ist er häufig auf einem Wissensstand, mit dem er Fachleute aus der Branche gerne aufs Eis führen kann und dies gelegentlich auch tut. Er ist Genussaffin und gibt weit überdurchschnittlich viel Geld für Wein (und oft auch Essen) aus, teilt seinen Spaß daran gerne mit anderen meist ebenso orientierten Freunden und Bekannten. Seine Meinung über die großen Weine der Welt stellt er einerseits über die Punktewertungen der namhaften Weinkritiker, andererseits kennt er zu den für ihn relevanten Weine die einzelnen Punktewertungen und Urteile von mindestens einem halben Dutzend namhafter Weinkritiker über die letzten Jahre hinweg auswendig. In seinem Spezialgebiet kennt er sich wein-fachlich durchgängig bestens aus, kennt die geografischen wie auch kulinarischen Gegebenheiten vor Ort bestens und ist mit den regionalen und lokalen Gepflogenheiten bestens vertraut. Der Weinkritiker besucht Fachveranstaltungen und -messen ohne schlechtes Gewissen, er sieht sich selbst als bedeutender Teil dieser Weinwelt. Es hat den Anschein, als sei der Weinkenner in der Weinbranche bestens vernetzt, in erster Linie trifft er sich mit Gleichgesinnten. Mit ihnen tauscht er sich über vergangene Verkostungen und Ultrapremium-Weinproben aus, Bilder der Highlights davon trägt er stets auf seinem Smartphone mit sich. Dieses ist mit mindestens einer App zum Verfassen seiner Verkostungsnotizen und einer App als Weinlexikon ausgestattet. Trifft er ich nicht mit seinem Weinkennerkreis auf einer Fachveranstaltung, so tauscht er sich durch das verbreiten von Flaschenfotos und Weinbeschreibungen in sozialen Medien oder klassischen privat geführten Weinblogs aus (wobei der Drang zum eigenen Blog durch eine Verschiebung zu Facebook deutlich abgenommen hat).
Im Gegensatz zu den Menschen die aus der Branche kommen sieht er sich als jemanden, der noch Spaß am Thema haben kann und diesen Spaß auch gerne und offen auslebt.
Auch wenn der Text oben ein wenig ironisch anmuten mag, ich meine es keineswegs abwertend. Es ist lediglich eine Aneinanderreihung meiner über die letzten Jahre gemachten Beobachtung, die ich kombiniert und hier als Definition niedergeschrieben habe. Ich kenne viele Weinkenner und schätze sie in der Regel sehr. Sie sehen die Weinwelt aus einem anderen Blickwinkel als ich aus der Branche heraus es tue.
Wer mit noch mehr Ironie darüber lesen mag, dem empfehle ich folgenden Link: Weinwissen vortäuschen: Zehn Sätze, um einen Weinkenner zu mimen. Für Hartgesottene gibt es auch den passenden Eintrag auf Stupidedia…!