Chiles Weinbau – 3 C’s südlich von Santiago

Von Santiago aus nach Süden gehend kommen wir nun zu drei chilenischen Weinbaugebieten deren größte Gemeinsamkeiten darin liegen dass sie alle drei mit einem C beginnen und überwiegend Rotwein angebaut wird.

Das Cachapoal-Tal ist der nördlichere der beiden Teile des Rapel Valleys. Nur rund 100 km südlich der chilenischen Hauptstadt Santiago beginnt der Weinbau im klimatisch zweigeteilten Tal. Hier werden auf 4.739 Hektar Cabernet Sauvignon, 1.843 Hektar Merlot, 860 Hektar Carmenère, 607 Hektar Sauvignon Blanc, 596 Hektar Chardonnay und auf knapp 400 Hektar Syrah angebaut. Wir befinden uns hier in der Heimat des Cabernet Sauvignon, er macht hier etwa die Hälfte der Rebfläche aus, die roten Rebsorten insgesamt etwa 85 % der Anbaufläche. Das Gebiet zieht sich von den Anden bis zu den Küstenkordilleren und ist teilweise am Rand recht zerklüftet. Östlich der Panamericana findet man die meisten Kellereien des Weinbaugebietes. Der westliche Streifen des Valle del Cachapoal bietet mancherorts Cool-Climate-Subzonen, in der Talsohle dominiert die Hitze, weswegen man im Tal überwiegend blaue Trauben findet, die Weißen findet man eher am Rand und vor allem näher zur Pazifikküste wo das Klima etwas ausgewogener ist. Im gesamten Tal stellt die Trockenheit wieder eine große Herausforderung dar. Die Nähe zu den Anden und den herabfließenden mit Schmelzwasser gefüllten Flüssen macht die Bewässerung im östlichen Teil etwas einfacher. Es dürfte wohl so sein dass so ziemlich das gesamte Tal künstlich bewässert wird. Bedingt durch die hohen Temperaturen werden die Trauben hier überwiegend früh reif, so dass die Lese zeitig beginnt. Ein Blick in die Weinbranche des Tals zeigt den enormen Boom und Erfolg der Region. Im Cachapoal Valley findet man auch einige namhafte Weingüter wie Anakena, Vina Casas del Toqui, und mit Vina La Rosa auch eines der ältesten Chiles. Mehr der bekanntesten Weingüter Chiles findet man allerdings im Maipo Valley oder im Cachapoal Valley. Durch das Tal führt die Weinstraße des Valle del Cachapoal.

Der südlichere und auch größere Teil des Rapel Valleys ist das Colchagua Valley. Hier fand in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ein auffälliger Wandel vom Obstbau hin zur Traubenproduktion und schließlich Weinbau statt. Im Valle del Colchagua dominiert wie auch im nördlicher gelegenen Valle del Cachapoal der Cabernet Sauvignon. Hier wird insgesamt auf über 22.000 Hektar Weinbau betrieben. Mehr als die Hälfte der Rebfläche ist mit Cabernet Sauvignon bestockt, er nimmt hier knapp 12.000 Hektar für sich in Anspruch, Merlot wird auf 3.347 Hektar, Carmenère auf 2.344 Hektar, Chardonnay auf 1.197 Hektar, Syrah auf 1.072 Hektar angepflanzt. Das Klima hier ist ein wenig gemäßigter als im Cachapoal Valley, dennoch recht warm. Die Reifeperiode ist hier etwas länger, wodurch die Trauben und die daraus gewonnenen Weine etwas mehr Aromatiefe haben. Durch die Ausdehnung von Ost nach West von 120 km bietet sich hier eine Vielzahl unterschiedlicher Böden und Klimata. Die Erzeuger, von denen viele erst in den letzten Jahren anfingen ihre Weine selbst zu vermarkten, haben mittels Klonenselektion für die Gegebenheiten in jedem Weinberg ihre Wahl getroffen und produzieren heute einige grandiose Weine. Die Weinberge für die besten Weine sind von der Talsohle zu den teilweise steilen Hängen am Rand gewandert. Das Tal liegt klimatisch etwas begünstigt und wird durch kühle Brisen vom Pazifik her leicht abgekühlt, die Vegetationsperiode der Trauben verlängert und es herrschen deutliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. So entstehen ausgewogene, langlebige Weine mit ausgeprägtem Charakter. Vielleicht ist das der Grund warum viele europäische Erzeuger sich hier niederlassen. Der aktuelle Trend zeigt dass sich der Weinbau vor allem Richtung Küstenkordilleren zum Meer hin ausdehnt in die Bereiche Marchihüe und Lolol, es wird auch vermehrt ökologisch oder sogar biodynamisch angebaut. Einige der renommierten Produzenten sind Casa Lapostolle und ihr Clos Apalta, Montgras und ihr Ninquen, Caliterra, Viña Bisquertt, Vina Cono Sur, Barons de Rothschilds Los Vascos, Montes, Vinedos Emiliana oder Viu Manent.

Das Curico Valley liegt etwa 200 km südlich der chilenischen Hauptstadt und zieht sich von der Stadt Curico im Westen bis hin zu den Küstenkordilleren. Hier liegt eine lange Weinbautradition (seit Mitte 19. Jahrhundert), aber auch eine allgemein sehr vielfältige Landwirtschaft mit sehr viel Obstbau. Klimatisch betrachtet herrschen im Tal gemäßigte Mittelmeerverhältnisse, heiße Tage und kühle Nächten mit großen Temperaturschwankungen. Um der Trockenheit entgegenzuwirken wird hier die Hälfte der Weinberge per Tröpfchenbewässerung bewässert, die andere Hälfte über die traditionellen Bewässerungskanäle. Hier wird auf 6.752 Hektar Cabernet Sauvignon, 3.775 Hektar Sauvignon Blanc, 2.928 Hektar Merlot, 1.435 Hektar Chardonnay und 1.121 Hektar Carmènere angebaut. Im Valle de Curico hat wohl jeder gute chilenische Produzent zumindest Weinberge oder eine eigene Kellerei. 1978 legte Miguel Torres hier den Grundstein für die heutige Qualitätsdichte im Tal als er die Bodega Maquehua kaufte und mit modernster Kellertechnik ausstattete. Dies fand zahlreiche Nachahmer. Das mediterran-kühle Klima im gesamten Tal mit einigen herausragenden Cool Climate Zonen liefert optimale klimatische Voraussetzungen für Qualitätsweinbau. Die Temperaturen übersteigen selbst im Hochsommer kaum die 30°C-Marke, die Bewässerung in der äußerst regenarmen Sommerperiode ist durch ausreichend Andenschmelzwasser sichergestellt durch Flüsse wie den Teno oder den Lontué, die dann zusammenfließen in den Mataquito. Auch die stark lehm- und tonhaltigen Böden tragen dazu bei dass die Trauben ihre Säure und Frische bewahren können bis zur Lese. Auch wenn sich der Weinbau auf oben genannte Rebsorten konzentriert wird hier aufgrund verschiedenster Kleinklimate die größte Vielfalt verschiedener Rebsorten angepflanzt (laut SAG 32 verschiedene). Mit Erzeugern wie Vina Alta Cima, Aresti (Espiritu de Chile, ein Joint-Venture mit Racke), Echeverria, Miguel Torres oder Vina Valdivieso sitzen im Curico Valley einige der Top-Produzenten Chiles. Bei einer Fahrt durchs Tal kann man schnell erkennen dass hier viele Weinberge in den letzten Jahren frisch angelegt wurden, weitere werden folgen. Speziell die Weißweine der Region gelten mit denen des Casablanca Valleys zu den besten Chiles.

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