Autochthone Rebsorten

Von autochthonen Rebsorten spricht man, wenn eine Rebsorte dort wo sie wächst ihren Ursprung hat.

Das Wort autochthon bedeutet so viel wie

gebietsheimisch, einheimisch, heimisch, heimatverbunden, alteingesessen, verwachsen, dort entstanden, in der Heimat verwurzelt, am Ursprungsort geblieben

Diese gängigen Synonyme umschreiben bereits bestens die Bedeutung des Adjektivs autochthon in Bezug auf Wein! Biologisch betrachtet bedeutet autochthon einfach nur, dass sie sich von alleine dort angesiedelt haben, wo sie heute noch stehen. Demnach sind es also Rebsorten, die wir heute noch schwerpunktmäßig in der Region finden, in der sie sich entwickelt haben.

Da diese autochthonen Rebsorten oft aufwändiger im Anbau, weniger Ertrag bringend oder anfälliger für Krankheiten sind, findet man viele davon leider nur noch auf sehr kleinen Anbauflächen.

Hier sind einige Beispiele für autochthone Rebsorten mit der dazugehörigen Region:

  • Agiorgitiko – Griechenland
  • Airén – Spanien
  • AlcañónSomontano
  • Ansonica – Sizilien
  • Antao Vaz – Portugal, Alentejo
  • Assyrtiko – Griechenland
  • Baga – Portugal, Bairrada
  • Callet – Spanien, Binissalem und Plá i Llevant
  • Castelão Francês – Portugal
  • Elbling – Mosel
  • Fernao Pires – Portugal
  • Fortana – Emilia-Romagna
  • Fraueler – Südtirol (Alto Adige)
  • Friulano – Italien, Friaul Julisch-Venetien
  • Frappato – Sizilien
  • Grüner Veltliner – Österreich
  • Kypreiko (auch Mavro genannt) – Zypern
  • Lagrein – Südtirol
  • Manto Negro, Mantonegro – Spanien, Binissalem
  • Mavrodaphne – Griechenland
  • Monastrell – Mittelspanien
  • MoristelSomontano
  • Monica – Sardinien
  • Neuburger – Österreich, wahrscheinlich Wachau
  • ParraletaSomontano
  • Prensal Blanc Moll – Mallorca
  • Ribolla Gialla – Friaul
  • Sagrantino – Umbrien
  • Saperavi, Saperawi, Sapérawi – Kachetien, Ost-Georgien
  • Teroldego – Trentin
  • Touriga Nacional – Portugal
  • Valdiguié – Südwestfrankreich
  • Verdelho – Portugal
  • Xynisteri – Zypern
  • Xynomavro – Griechenland
  • Zierfandler – Thermenregion (Österreich)

24 Comments

  1. Gefällt mir gut der Beitrag, kurz und prägnant. Als Ergänzung möchte ich noch hinzufügen, dass autochthone Rebsorten in vielen Fällen noch abhängiger vom Terroir sind als die internationalen Rebsorten. So ist Xinomavro beispielsweise selbst innerhalb Griechenlands nur in einem bestimmten Anbaugebiet (Teile von Makedonien) erfolgreich.

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  2. Warum so exotisch? Sind nicht Riesling z.B. an der Mosel, Silvaner in Franken, Trollinger in Württemberg oder Veltliner in weiten Teil Österreichs auch autochthon?

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  3. @Markus Stolz: Danke schön, amüsanterweise findet man in jedem Weinbuch viele autochthone Rebsorte als autochthon beschrieben, nur beschreibt keiner was autochthon eigentlich heißt!

    PS: heißt es Xinomavro oder Xynomavro? Oder sind beide Bezeichnungen geläufig?

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  4. @pivu: Nein, das kann man so weit ich das sehe so nicht pauschal sagen:

    Riesling wurde zuerst am Rhein erwähnt und erst ca. 50 Jahre später vom Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Sachsen per Verordnung an die Mosel gebracht. Wenn man eine Rebsorte für die Mosel als autochthon bezeichnen kann, dann den Elbling (ergänzt s.o.).

    Silvaner hat seinen Ursprung vermutlich an der Donau.

    Trollinger kam mit den Römern über die Alpen und hat seinen Ursprung wohl in Norditalien (Südtirol).

    Grüner Veltliner kann man durchaus als autochthone Rebsorte für Österreich bezeichnen (ergänzt s.o.).

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  5. autochthon entstammt den altgriechischen Begriffen autos (selbst) und chthon (Erde)

    Die meisten autochthonen Rebsorten finden sich heute noch in Portugal, viele weitere in Griechenland und Italien.

    In der Ampelographie ist der Begriff eine der wichtigsten Zuordnungen, geht es doch dabei um Herkunft und Ursprünge evtl. Kreuzungspartner (um überhaupt erst einmal die Reinheit einer Sorte zu erkunden).

    Schönes Thema Alex !

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  6. @Alexander: Sorry, hatte vergessen dass ich über weitere Kommentare informiert werden möchte anzuklicken 🙂
    Xinomavro oder Xynomavro: Es liegt hier an der Übersetzung. Auf griechisch liest es sich Χυνομαυρο, wobei das υ meist als i, manchmal auch als y übersetzt wird. Beides ist daher gängig.

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  7. @Michael Rosenthal:

    ist der Begriff eine der wichtigsten Zuordnungen, geht es doch dabei um Herkunft und Ursprünge evtl. Kreuzungspartner

    Das stimmt. Dennoch findet man fast nirgends eine Definition des Begriffes in den großen Standardwerken…

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  8. Gutes und unerschöpfliches Themengebiet: Was ist autochton?
    In Eurer Aufzählung fehlen noch viele „Rebpersönlichkeiten“:
    Neuburger aus der Wachau 1860
    Traminer aus Klöch-Stmk: Weißer-, Roter-, Gelber- und Gewürztraminer
    Silvaner – früher bei Euch als „Österreicher“ bekannt, kommt aus Transylvanien
    Den Rahmen sprengen wohl die „Interspezifischen Rebsorten“, die einzig in der Schweiz und im Südburgenland legalisiert sind!!!
    Ich bitte um weitere Beiträge – weils interessant ist!
    mlg
    „Tempus“

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  9. Hallo Alexander,

    es ist häufig sehr schwierig, genau zu sagen, wo eine Rebe ursprünglich herkommt, wo sie also zu Recht als „autochthon“ gelten darf.
    Es gibt daneben Rebsorten, die man als „historisch“ bezeichnen kann, im Sinne von „schon lange angebaut“ und manche davon sind auch noch „selten“.

    Willkürliche Beispiele: Riesling ist in D eine autochthone und historische Rebsorte (urkundliche Ersterwähnung im frühen 15. Jh.), aber natürlich nicht selten im Anbau zu finden.
    Roter Riesling ist autochthon, historisch und (noch) sehr selten.
    Frühburgunder ist autochthon, historisch aber nicht mehr selten.
    Weißer Elbling ist autochthon, historisch aber (noch?) nicht selten.
    Der Rote Gutedel kann für Deutschland sicher nicht autochthon genannt werden, ist aber hierzulande eine historisch verbürgte und heute eher seltene Rebsorte.
    Tauberschwarz ist autochthon, historisch und selten.
    Zinfandel ist in Deutschland nicht autochthon, aber (als Blauer Scheuchner) historisch und selten.
    Gelber Orleans ist nicht autochthon, historisch und sehr selten.
    Weißer Heunisch ist ebenfalls nicht autochthon, aber historisch und noch seltener.
    Usw. usw.

    Die m.W. umfangreichste Liste von in Deutschland erzeugten Weinen aus historischen und/oder autochthonen Sorten samt Erzeugeradressen können Interessierte bei mir kostenlos bekommen. Im Raum Bonn/Köln biete ich auch Verkostungen zum Thema an.

    Mit weinfreundlichen Grüßen

    Thomas

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  10. @Thomas Riedl: Sag ich doch auch:

    Von autochthonen Rebsorten spricht man, wenn eine Rebsorte dort wo sie wächst ihren Ursprung hat.

    Das Wort autochthon bedeutet so viel wie

    gebietsheimisch, einheimisch, heimisch, heimatverbunden, alteingesessen, verwachsen, dort entstanden, in der Heimat verwurzelt, am Ursprungsort geblieben

    Diese gängigen Synonyme umschreiben bereits bestens die Bedeutung des Adjektivs autochthon in Bezug auf Wein! Biologisch betrachtet bedeutet autochthon einfach nur, dass sie sich von alleine dort angesiedelt haben, wo sie heute noch stehen. Demnach sind es also Rebsorten, die wir heute noch schwerpunktmäßig in der Region finden, in der sie sich entwickelt haben.

    Wieso bezeichnest du eigentlich den Gelben Orleans und den Weißen Heunisch als nicht autochthon?

    Dass das heute in vielen Fällen nur schwer nachvollziehbar ist liegt ja auf der Hand. Die Liste kannst du mir gerne einmal zuschicken, ich würde gerne mal einen Blick darauf werfen!

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  11. @Alexander: Hallo Alexander,

    Deine Frage habe ich eben erst gesehen. Gelber Orleans und Weißer Heunisch sind FÜR DEUTSCHLAND nicht autochthon, weil sie Ihren Ursprung in anderen Ländern haben.

    Auch der Silvaner ist daher zwar für Deutschland zwar als historische Rebsorte zu bezeichnen – er kam im 17. Jahrhundert nach Deutschland – aber eben nicht als autochthon, denn er stammt höchstwahrscheinlich aus Österreich.

    An der Aktualisierung der Erzeuger- und Weinliste arbeite ich noch. Da lasen sich manche Angefragten doch Zeit…
    Dann geht sie Dir aber automatisch zu.

    Weinfreundliche Grüße

    Thomas Riedl

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  12. @thomas Riedl: Laut den gängigen Synonymen die ich oben nenne,

    gebietsheimisch, einheimisch, heimisch, heimatverbunden, alteingesessen, verwachsen, dort entstanden, in der Heimat verwurzelt, am Ursprungsort geblieben

    geht es eben nicht nur um den Ursprung, sondern auch um alteingessen und verwachsen. Und was den Silvaner angeht schreibe ich in einem Kommentar (siehe hier!)

    Silvaner hat seinen Ursprung vermutlich an der Donau.

    Ob nun Österreich oder Ungarn sein Ursprungsland sind bleibt nach wie vor so weit ich weiß offen.

    Viele Grüße
    Alex Ultes

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  13. Es ist schon interessant, hier und auch sonst zu lesen, was man unter autochthonen Reben versteht. Man kommt dann zu dem Ergebnis, dass es in erster Linie wohl ein beliebtes Marketinginstrument ist, genau so wie der Begriff Terroir.

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  14. @Waldemar Noelder: Terroir und autochthon sind nicht genau definierte Begriffe und werden daher gerne unterschiedlich ausgelegt.
    Selbstverständlich kann man beides auch marketingtechnisch gut einsetzen, nur gibt es eben auch real autochthone Rebsorten. Und um genau die geht es hier.

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  15. Alle thematisch wirklich Interessierten mache ich gerne darauf aufmerksam, dass ich am 6.7.2013 in Bonn die bisher umfangreichste Vergleichsprobe zu deutschen Weinen aus seltenen historischen Rebsorten anbiete!
    Es gibt über 20 Weine zu verkosten, darunter Schaumwein, und Weiß- und Rotweine von trocken bis fruchtig. Die Probe ist nicht gewerblich und basiert auf Kostenteilung.

    Es gibt noch Plätze!

    Der oft erwähnte Bericht von Andreas Jung zum Erfassungsprojekt Rebengenetische Ressourcen ist zwar immer noch unter Verschluss, aber er kommt einfach selber und berichtet!

    Wer Einzelheiten zur Probe wissen will, mailt mir bitte unter weinrunde@gmx.de

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