Die Größe eines Weinguts

Mario Scheuermann titelte kürzlich in seinem drink tank „Konzentration im deutschen Weinbau“. In dem Artikel nimmt er das zunehmende Ausstreben kleiner und kleinster Weinbaubetriebe unter die Lupe:

Von 1999 bis 2009 ist die Zahl der kleineren Weinbaubetriebe mit weniger als fünf Hektar Rebfläche um rund 20.000 Betriebe beziehungsweise 30 Prozent zurückgegangen.

Wenn man nun, wie ich, sehr viel Kontakt zum Weinfachhandel, zur Gastronomie, aber auch zu den Endverbrauchern hat, so bekommt man auch immer wieder den Eindruck man könne in Deutschland nicht wirklich immer mit der Größe eines Weinguts umgehen.

Wie Herr Scheuermann in dem Artikel schreibt sind wir einer der zehn größten Weinbaubetriebe in Deutschland (Weingut Friedrich Kiefer Eichstetten am Kaiserstuhl (Baden) 110 ha). Mancher Kunde hat, wenn man so wie wir das tun offen damit umgeht, zu Beginn eines Gesprächs Hemmungen. Frei nach dem Motto „kann der Wein von so einem großen Betrieb überhaupt gut sein?“ verkosten die Kunden anfangs leicht gehemmt, merken dann aber doch dass die Qualität ihren Erwartungen vor Gesprächsbeginn entspricht!

Woran keiner dieser Kunden je zweifeln würde ist die Qualität international anerkannter Spitzenweingüter wie z.B. Château Mouton-Rothschild (82 ha), Château Latour (65 ha), Château Margaux (99 ha), Château Lafite-Rothschild (173 ha), Tignanello (47 ha), Bodega Alejandro Fernández (220 ha), Bodegas Vega Sicilia (204 ha), Opus One (110 ha), usw…!

Wie kommt es nur dass der anspruchsvolle deutsche Verbraucher beim Weinkauf ohne Hemmungen ein Vielfaches dessen für internationale Weine zahlt was ein guter deutscher Wein kostet, wieso hat man so Vorbehalte gegenüber flächenmäßig großen deutschen Weingütern?

Auf diversen Präsentationen und Kundenreisen habe ich in den letzten Wochen unsere Weine von einigen Weinbloggern verkosten lassen, die Resonanz darauf war durchweg positiv. Wieso wird so etwas nicht auch einmal öffentlich dokumentiert? Vielleicht schaffen wir es auf dem Weg Vorbehalte und Hemmungen abzubauen.

8 Comments

  1. Größe ist halt nicht alles, es kommt auch auf die Ausdauer, die Standfestigkeit an 😉
    In diesem Fall natürlich das Potential, also Lagerfähigkeit.

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  2. Vielleicht liegt es aber doch eher an der Qualität der Weine, dass „die Kundschaft“ erst einmal etwas skeptisch reagiert? Dass Kiefer heute auf einer Stufe mit Lafite, Vega Sicilia und den anderen oben genannten steht wußte ich nicht, ehrlich gesagt habe ich es auch nicht bemerkt, wenn ich die Weine verkostet habe. 😉

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  3. Ganz einfach: der deutsche Kunde möchte der zu einem ‚Handwerker‘ – dazu zähle ich jetzt auch mal den Weinbauern – geht, vom Chef persönlich bedient werden, daß sind man besonders deutlich beim Metzger – beim Fleischkauf will der Kunde, wenn er schon mehr Geld ausgibt als im Supermarkt auch vom Metzgermeister persönlich bedient werden; wenn Junior- und Seniorchef noch da sind sogar vom Seniorchef. Deshalb denkt der deutsche Kunde, daß der Chef – sprich der Weinbauer persönlich – sich in einem solch großen Weingut garnicht um alles – jeden Rebstock – persönlich kümmern kann (was ja letztendlich auch stimmt). Daher hat der deutsche Kunde große Resentiments. Bei ausländischen Weingütern ist das was anderes, weil ja dort sowieso nicht von deutschen Qualitätsmaßstäben ausgegangen wird. Bei ‚made in Germany‘ sind eben die Ansprüche um Potenzen höher als bei anderen Produkten.

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  4. @Michael Rosenthal, @Vinophil, @Rüdiger: Ich glaube ihr habt da was falsch verstanden! 😉

    @Dirk Würtz: Schön dass du mich verstehst und der selben Meinung bist!

    @Armin: Lieber Armin, wie du oben lesen kannst habe ich den Vergleich in der Größe gezogen, ich weiß ja nicht wovon du sprichst, aber ich habe NUR über die Rebfläche gesprochen. Ich glaube offen gesagt nicht dass selbst der geübteste Verkoster die Rebfläche in einer Verkostung blind „erschmecken“ kann, du darfst mich allerdings gerne eines besseren belehren. Wie schaut’s bei dir aus, nächste Woche zu den Twitter Wine Awards wäre doch ein hervorragender Anlass uns zu besuchen? Falls der Termin bei dir nicht gehen sollte können wir aber gerne auch einen anderen Termin vereinbaren, wir sind da flexibel!

    @Uwe Mönig: „Bei ‘made in Germany’ sind eben die Ansprüche um Potenzen höher als bei anderen Produkten.“ Schade dass hier mit zwieierlei Mass gemessen wird…

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