Das Napa Valley zählt zu den bekanntesten Weinbaugebieten der Welt. Es liegt in Kalifornien, etwa anderthalb Autostunden nördlich von San Francisco. Das Tal ist knapp 50 km lang, etwa 8 km breit und verläuft in Nord-Süd-Richtung (Details zur Lage, siehe hier: https://goo.gl/maps/Mppt1DPDV2u).
Das Tal trägt seinen Namen dank dem gleichnamigen Fluß, dem Napa River. Der Name „Napa“ geht zurück auf die indianische Sprache und bedeutet Fülle. Die Ureinwohner selbst nannten das Napa Valley „Ta-La-Ha-Lu-Si“, was so viel bedeutet wie „Schönes Tal“.
Im Napa Valley formierte sich in den 1960er Jahren um die Stadt Oakville herum die Revolution des kalifornischen Weinbaus mit ihrem hohen Streben nach Qualität. Heute zählen die Weine aus dem Napa Valley als Synonym für kalifornischen Wein und manche Weingüter aus dem Napa Valley produzieren einige der renommiertesten, raresten und teilweise auch teuersten Weine weltweit.
Geschichte des Weinbaus im Napa Valley:
1839 pflanzte George Calvert Yount, der Gründer der Stadt Yountville, die ersten Reben im Napa Valley. Zehn Jahre später setzte mit dem Goldrausch in Kalifornien eine wahre Bevölkerungsexplosion ein. während der 1860er und 1870er Jahre kamen viele Europäer wie zum Beispiel Jacob Beringer, Charles Krug und Jacob Schramm ins Napa Valley mit dem Ziel Wein zu machen, der Traubenanbau stand für sie noch nicht im Fokus. Charles Krug gründete dann im Jahr 1861 das erste wirkliche Weingut im Napa Valley. Um 1889 gab es im Napa Valley dann bereits 140 Weingüter, darunter Namen wie Beringer und Inglenook. Kurz vor der Jahrhundertwende kam in den späten 1890ern die Reblaus und mit ihr nahezu der Niedergang der jungen kalifornischen Weinwirtschaft: binnen weniger Jahre schrumpfte die Rebfläche im Napa Valley von 6.400 Hektar im Jahr 1888 auf 800 Hektar im Jahr 1900. Es folgte die erste Rezession und der erste Weltkrieg und ab 1920 dann die Prohibition. Während der Prohibition war übrigens nicht der Konsum alkoholischer Getränke verboten, es handelte sich lediglich um ein Verbot was die Herstellung, den Transport und den Handel mit alkoholischen Getränken untersagte. Die Prohibition kam übrigens zustande als Folge des ersten Weltkrieges unter Präsident Woodrow Wilson. Als im Jahr 1932 unter dem Präsident Herbert Hoover die Prohibition aufgehoben wurde, war nahezu die gesamte Produktion alkoholischer Getränke (Bier, Wein und Spirituosen) bis auf den Schwarzmarkt am Boden.
In 1932, Franklin D. Roosevelt defeated the incumbent President Herbert Hoover, who once called Prohibition „the great social and economic experiment, noble in motive and far reaching in purpose.“ Some say FDR celebrated the repeal of Prohibition by enjoying a dirty martini, his preferred drink. (Quelle: history.com)
Die Aufhebung der Prohibition auf Bundessebene übergab wiederum die Verantwortung und Entscheidung darüber in die Hände der Staaten und/oder Counties. Vereinzelte Staaten in den USA hielten an der Prohibition fest, der letzte Staat der USA hob die Prohibition final 1966 auf. Bis heute gibt es allerdings immer noch einige Counties, vor allem im Südwesten der USA, die als Dry Counties oder Semi-dry Counties (siehe hier) gelten.
Nach dem die Prohibition aufgehoben und der anschließende Zweite Weltkrieg vorüber war, blickte man im Napa Valley keineswegs auf Weinberge. Sie waren spätestens während dem Krieg in pflegeleichte Pflaumen- oder Walnussbaumplantagen umgewandelt worden. Die Kriegszeit forderte einfach mehr nach sicheren Nahrungsquellen als nach Genussmitteln. Dennoch hielt eine Handvoll Erzeuger im Napa Valley am Weinbau fest. Die wenigen verbleibenen Weingüter wie Inglenook und Beaulieu hielten an ihrem Weinbau fest, später kamen einige „reaktivierte“ Weingüter hinzu: Stony Hill Vineyard, Louis M. Martini Winery and Heitz Wine Cellars. Bilder aus dieser Zeit des Napa Valley zeigen ein gänzlich anderes Bild des Tals als man es heute kennt. 1966 kam mit Robert Mondavi ein großer Visionär ins Napa Valley. Robert Mondavi hatte den Anspruch „wines that would rival the finest wines of Europe“, als Weine die sich mit den besten Europas messen konnten, zu produzieren. Und er begann damit seine Vision in die Tat umzusetzen, kaufte ein Stück ausgezeichnetes Weinbergsland am Highway 29, baute die bis heute als Wahrzeichen für das Tal zählende Robert Mondavi Winery und legte los. Er brachte aber auch ein neues Verständnis für den Umgang mit Wein mit ins Napa Valley: Die Kombination aus Wein und dem passenden Essen (so schuf er die Hospitality die man heute im Napa als Stadard ansieht), Wein als Erlebnis (Visitor centre und public tasting room auf dem Weingut). Robert Mondavi gilt zu Recht als einer der wichtigsten Faktoren für die Wiederbelebung des Weinbaus im Napa Valley und darüber hinaus!
Geographie des Napa Valley:
Das Tal verläuft von Nord nach Süd, ist etwa 50 km lang und etwa 8 km breit. Es wird im Westen von den Mayacamas Mountains und im Osten von den Vaca Mountains begrenzt. Im Süden ist es zur San Pablo Bay, einem Seitenarm der San Francisco Bay hin weit geöffnet, im Norden verjüngt es sich ab St. Helena bis nach Calistoga zu einem sehr schmalen Tal. Von der Bay aus ansteigend erhebt es sich von knapp über dem Meeresspiegel bis auf etwa 110 Meter um Calistoga am Fuß des bekannten Mount St. Helena (1.323 m). Weinbau findet man in der Talsohle und an den Hanglagen, teilweise auch in extrem anmutenden Höhenlagen von bis zu 800 m Höhe.
Geologie/Böden des Napa Valley:
Das Napa Valley entstand zusammen mit den Vaca und den Mayacama Mountains vor etwa 24 Millionen Jahren durch eine Reihe von Verschiebungen, Senkungen und Bewegungen Tektonischer Platten sowie massiver vulkanischer Aktivitäten in der Region. Zwischen den Mayacama Mouintains, die das Napa Valley westlich begrenzen, und dem Pazifik entstand dabei die Franciscan Formation (siehe auch Franciscan-Komplex), das Landesinnere entstand hingegen überwiegend durch vulkanische Aktivitäten. Das Napa Valley liegt im nördlichen Teilsegment der San-Andreas-Verwerfung (Nordamerikanische Platte verschiebt sich nach Süden und die Pazifische Platte Richtung Norden) und somit in einem Gebiet in dem Erdbeben deswegen unvermeidlich sind.
Im Napa Valley finden wir unterschiedlichste Böden, von Süd nach Nord lässt es sich folgendermaßen grob gliedern:
- Im unteren Teilbereich nahe der San Pablo Bay findet man überwiegend Sedimentböden. Diese Schwemmlandböden entstanden während Überschmemmungen der San Pablo Bay und sind äußerst nährstoffreich.
- Im mittleren Teilbereich findet man stark durchmischte Böden. Am östlichen und westlichen Rand, also an den Hängen der Berge, findet man Meeressedimente (marines Sedimentgestein). Diese haben ihren Ursprung in den plattentektonisch verursachten Gebirgsbildungen durch den Zusammenstoß zweier Kontinentalplatten (Pazifische und Nordamerikanische Platte) währenddessen die Kettengebirge Mayacama Mountains und Vaca Mountains entstanden. Dieser Bereich wird überwiegend durch Kalkstein und Kalksteinverwitterungsböden geprägt, variiert allerdings in seiner Art stark je nachdem wo genau man steht. Weiter unten an den Füßen der Berge finden wir dann, nach Norden hin zunehmend, Böden vulkanischen Ursprungs. In der Mitte des Tals hat sich auf diesen Böden fluviales Sediment (Flussablagerung) angesammelt. Bis in diesen mittigen Bereich hinein von den Bergen her kommend durchzieht das Tal eine dichte Reihe alluvialer Fächer (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Schwemmkegel). In diesen Schwemmlandkegeln (engl.: alluvial Fans) ist die Bodenstruktur steinig und teils felsig.
- Im oberen Teilbereich nördlich von St. Helena wird der Boden zunehmend vulkanisch geprägt, das heißt der Flusssedimentbereich in der Mitte verjüngt sich deutlich auf wenige Meter.
Das Klima im Napa Valley:
Selbstredend entsteht in diesem Längstal eine ganze Fülle an unterschiedlichsten Mikroklimata. Im Napa Valley findet man allgemein das eher seltene trockene mediterrane Klima. Tagsüber ist es also sehr sonnig und warm und in der Nacht kühlt es stark herunter. Im unteren Bereich, z.B. in Los Carneros, wird die Temperatur auch tagsüber etwas kühler gehalten aufgrund der frischen Weinde die über die Bucht vom Meer her wehen. Im oberen Bereich hingegen spürt man deren Einfluss nicht mehr.
Einschnitte der kalifornischen Küstengebirge (California Coast Ranges) ermöglichen dem nahezu allmorgendlich auftretenden Nebel an der Küste den Einzug ins Napa Valley. Dieser vom Meer herüberwabernde Nebel liefert nicht nur regelmäßig ein sehenswertes Schauspiel, auch er kühlt die Trauben Morgens runter und bewahrt sie die ersten Stunden vor der Sonne. So entsteht einerseits genug Reife durch die Sonne und Wärme des Tages, andererseits bewahren sich die Trauben durch die kühle Nacht und auch die morgendliche Kühle des Nebels deutlich mehr Frische als in anderen Regionen. Dank des insgesamt eher trockenen Klimas wird im Napa Valley wenig Bedarf gesehen, nicht unbedingt notwendigen Pflanzenschutz zu betreiben. Fungizide werden vergleichsweise wenig eingesetzt und mit Fäulnis und ähnlichen Krankheiten hat man auch eher selten zu kämpfen. Der Nebel als Feuchtigkeitsfaktor kommt nicht zum Zug, da gegen Mittag der Himmel aufreißt und die Kraft der Sonne alles zügig trocknet. Alles in allem ist auf den knapp 50 km von der Bucht bis in den Norden nach Calistoga ein Unterschied in der Durchschnittstemperatur von knapp einem halben Grad zu verzeichnen.
Der Niederschlag im Napa Valley liegt im Schnitt zwischen 460 und 600 mm pro Jahr, was in etwa dem Niederschlag in Rheinhessen entspricht. Das heißt, in den meisten Jahren ist zwar übers Jahr ausreichend Niederschlag insgesamt vorhanden, doch muss speziell im niederschlagsarmen Sommer in der Regel bewässert werden. Um dies Nachhaltig tun zu können haben viele Weinbauern und Weingüter große Wasserbassins als Sammelbecken angelegt, oft ergibt sich daraus sogar eine Art optisch schöner, kleiner Parkanlage beim Weingut mit Enten, Bäumen und so weiter…
Weinbau im Napa Valley:
Auf 18.200 Hektar Rebfläche bauen 700 Weinbauern Trauben an die von einem der 475 Weingütern zu Wein verarbeitet werden. 95 % der Weingüter im Napa Valley sind in Familienbesitz. Es sind also nur 4 % der gesamten kalifornischen Weintraubenproduktion die aus dem Napa Valley stammen, insgesamt ist das Gebiet eher kleinfragmentiert in der Struktur. Das wird auch deutlich wenn man sich die Jahresprodukktion der Weingüter anschaut: 80 % der Weingüter produzieren weniger als 120.000 Flaschen im Jahr, 2/3 der Weingüter produzieren sogar weniger als 60.000 Flaschen pro Jahr.
Das Napa Valley steht heute als die Region für Cabernet Sauvignon schlechthin. In Kalifornien (Gesamt) steht Cabernet Sauvignon nur für etwa 12 % der Erntemenge, im Napa Valley steht Cabernet Sauvignon für 40 % der Erntemenge (nach Gesamtgewicht) und sage und schreibe ganze 60 % des Erntewertes! Da ist es dann kein Wunder, das nirgendwo sonst in Kalifornien die Dichte an Cabernet Sauvignon Top-Weingütern so hoch ist. Die Dichte an Anerkennung und Auszeichnungen ebenso. Dementsprechend hoch ist dann auch das allgemeine Preisniveau, das gibt den Winzern wiederum die Luft kompromisslos in Qualität zu investieren. Niedrige Erträge und viel Arbeit in den Weinbergen ist somit in der Regel kein Problem für die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Weingüter.
Aufgrund der Vielfalt im Boden und auch beim Klima kann man in meinen Augen realistisch betrachtet nicht von einem unverkennbar typischen Wein aus dem Napa Valley reden. Lediglich die Aussage es handele sich dabei um einen Wein im typischen Napa-Stil wäre legitim. Die Philosophie des Weinmachens im Napa Valley ist, zumindest überwiegend, nicht der Versuch ein gewisses Terroir auszudrücken. Es ist vielmehr der Versuch in verschiedenen Terroirs Trauben so anzubauen, dass sie ein gewünschtes Ergebnis an Geschmacksqualität widerspiegeln mit dem man dann durch Kombination mit anderen Grundweinen andersartiger Terroirs einen Napa-Stil verschneidet. Dieser Napa-Stil variiert wiederum von Jahr zu Jahr, da auch im Napa Valley jedes Jahr ein anderes Klima herrscht. Ganz entgegen der Meinung vieler Europäer, die davon ausgehen in ganz Kalifornien sei jedes Jahr das gleiche Wetter und Klima!
Berühmte Weinberge im Napa Valley sind zum Beispiel To Kalon Vineyard, Martha’s Vineyard, Stag’s Leap, Morisoli Vineyard.
Neben dem Weinbau ist im Napa Valley der Weintourismus zu einer enorm wichtige Einnahmequelle geworden, mit über 5 Mio. Besuchern pro Jahr ist es das wichtigste touristische Reiseziel in ganz Kalifornien nach dem Disneyland Resort in Anaheim. Der Weintourismus bringt dem Napa Valley jährlich rund 600 Mio $ in die Kassen, an der Tourismusbranche hängen knapp 20.000 Jobs.
Reputation des Napa Valley:
Spätestens seit dem berühmten Judgment of Paris, einer Blindprobe im Mai 1976 durchgeführt von dem Weinhändler Steven Spurrier, in der 11 hochrangige und renommierte Juroren Weißweine (Chardonnay) aus Burgund und Kalifornien und Rotweine (Cabernet Sauvignon) blind verkosteten und bewerteten, sind kalifornische Weine weltweit anerkannt. Sowohl der beste Weißwein (1973er Chateau Montelena Chardonnay) als auch der beste Rotwein (1973 Stag’s Leap Wine Cellars Cabernet Sauvignon) stammten aus dem Napa Valley und verwiesen die französischen Weine auf die hinteren Plätze.
Fortlaufend erhalten Weine aus dem Napa Valley bei Verkostungen und natürlich auch von den großen Weinkritikern sehr gute Bewertungen und können immer wieder mit herausragenden Bewertungen glänzen. Auch in diesem Punkt müssen und sollen die kalifornischen Weingüter und Weinmacher sich keineswegs hinter ihren europäischen Kollegen verstecken!
Wein aus dem Napa Valley in Deutschland kaufen:
Man findet heute jede eine ganze Reihe von Weinen aus dem Napa Valley in Deutschland. Es gibt einige spezialisierte Weinhändler (Online und als stationärer Fachhandel), allerdings sind nur ein paar Weingüter aus dem Napa Valley wirklich flächendeckend über ganz Deutschland zu finden, viele Fachhändler unterschätzen die Weine und das Interesse am Markt dafür. Dabei wären genau diese Weine ein probates Mittel sich als Fachhändler mit einem guten Fachwissen und einem dementsprechend breiten Sortiment als kompetente Einkaufsstätte darzustellen.
Viele der etwas größeren Weingüter, allen voran diejenigen, die auch im Export nach Europa stark sind, haben auch Ansprechpartner in Europa (so wie ich für die Weingüter von Constellation Brands wie z.B. Franciscan Estate und die Robert Mondavi Winery). Das erleichtert dem Fachhändler die Zusammenarbeit und gewährleistet Support vor Ort! Ich gehe davon aus auch für meine Kollegen und Mitbewerber zu sprechen, wenn ich sage, dass es mir wahnsinnig viel Spaß macht. Klar bewältigen wir auch sehr viel Grundlagenarbeit, gerade in Deutschland haben einige ein komplett falsches Bild des Weinbaus im Napa Valley und in ganz Kalifornien. Dazu folgt vielleicht demnächst noch mehr…!
Siehe auch:
Danke für interesanten Beitrag. Den finde ich echt lehrreich!
Super informativer und interessanter Beitrag zu dem Thema, danke dafür! Das Napa Valley ist ein tolles Gebiet, dass ich auch gerne mal besuchen möchte.