Weinbau in Australien – Historie, Entwicklung und Markt

Die ersten meist portugiesischen, französischen und auch spanischen Seefahrer landeten bereits im 16. und 17. Jahrhundert, entdeckt wurde Australien im Jahr 1606 durch den Niederländer Willem Jansz. Allerdings nahm erst im Jahr 1770 Kapitän James Cook das Land an der fruchtbareren Ostküste Australiens formell als britische Kolonie New South Wales für die Krone in Besitz.

Die First Fleet, elf Schiffe mit Siedlern und bereits auch die ersten Verurteilten landete am 26. Januar 1788. Insgesamt wurden ca. 160000 Verurteilte mit den Siedlern bis Ende des 19. Jahrhunderts nach Australien gebracht. Zu dieser Zeit hatte sich die Mehrzahl der Auswanderer nach Australien dem ungehemmten Konsum von Rum verschrieben, was zu enormen Alkoholproblemen führte. Ein Grund hierfür dürfte auch sein dass Großbritannien Australien als Strafkolonie zur Ausdünnung der Unterschicht benutzte.

Captain Arthur Phillip, erster Gouverneur Australiens importiert südafrikanische Rebstöcke und pflanzt diese 1790 in seinem Garten in Sydney. Ob mit den Trauben Wein bereitet wurde ist hingegen nicht bekannt.
John Mcarthur, ironischerweise Buchhalter der New South Wales Rum Corps pflanzt um 1820 einen Weinberg nahe Sydney und beginnt Wein zu produzieren, zu dieser Zeit soll es bereits auch einen ersten Weinberg auf der Insel Tasmanien gegeben haben.

Ein Schotte namens James Busby schreibt während seiner Schifffahrt nach Australien im Jahr 1822 die spätere „Weinbibel“ für jene Siedler die Weintrauben anbauen und Wein produzieren wollen. Elf Jahre später bringt er dann 570 Stecklinge verschiedener Sorten ins Land.

Das heute bekannteste Weinbaugebiet Australiens, das Barossa Valley, wurde anfangs überwiegend von Engländern besiedelt, später kamen dann sehr viele deutsche Siedler hinzu. So war es auch ein Deutscher (Johann Grampp aus Aichig) der 1847 die ersten Reben am Jacob’s Creek pflanzte. Dies war der Grundstein für eine der heute erfolgreichsten australischen Weinkellereien. Ihm und Joseph Seppelt folgten zahlreiche weitere aus Einwanderer deutschen Ursprungs. Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten wuchs der Weinbau in der Region mit rasender Geschwindigkeit und sorgte dafür das Wein das wichtigste Produkt der Region wurde. Die Wichtigkeit wie die Qualität des Weins bereits in diesen Jahren zeigt sich auch darin dass schon um 1850 Wein aus dem Barossa Valley nach England und sogar nach Frankreich exportiert wurde.

Der Grundstein für die heute weltweit erfolgreiche Lindemans Winery aus dem Hunter Valley wurde im Jahr 1843 durch den englischen Mediziner Dr. Henry J. Lindeman durch den Kauf des „Cawarra“ genannten Gebiets. Er baute am Paterson River Riesling (!), Verdelho und Shiraz/Syrah an und baute direkt dabei die Kellerei. Lindeman sah in seiner Zeit als Mediziner das durch exzessiven Rumkonsum ausgelöste Elend und die begleitenden Erkrankungen und bevorzugte deshalb Wein.

Gerade mal ein Jahr später, gründete ein weiterer englischer Arzt namens Dr. Christopher Rawson Penfolds eine eigene Weinfirma und legte somit den Grundstein für eine weitere sehr bedeutende australische Kellerei von heute. Das bescheidene Anwesen in Magill das er im Jahr 1845 mit seiner Frau Mary baute wurde von ihr „The Grange“ benannt und gibt bis heute dem Spitzenwein des Hauses seinen Namen.

Mit der Entdeckung der aufgespriteten Süßweine beginnt um 1860 ein weiteres Kapitel der australischen Weinbaugeschichte. Die Produktion dieser Wein beschränkt sich wiederum auf die Region am Murray River und das Gebiet Rutherglen. Wie auch in Europa fällt die Reblauskatastrophe Ende der 1870er Jahre über Australien her und vernichtet bis Ende des 19. Jahrhunderts große Weinbergsflächen. Auch begünstigt durch diese Krise endet mit dem 19. Jahrhundert auch das erste große Hoch, der erste Hype des australischen Weins.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg besinnt sich die australische Weinindustrie wieder auf den Ausbau von Qualitätswein. Allen voran versucht die Kellerei Penfolds mit ihrem legendären chief winemaker Max Schubert ab 1945 durch den Anbau von Shiraz den Qualitätsgedanken voran zu treiben. Schubert präsentiert mit dem Jahrgang 1951 den ersten Grange, welcher allerdings nicht vermarktet wurde. Erst mit dem Jahrgang 1952 begann man auch mit der Vermarktung, die allerdings bald darauf mangels Akzeptanz schon wieder drohte eingestellt zu werden. Schubert hielt allerdings an seinem Stil fest und ein paar Jahre darauf hatte sich der Geschmack so weit gewandelt, dass der Grange bis heute der Kultwein Australiens ist.

Heute hat die australische Weinwirtschaft vor allem mit den klimatischen Veränderungen ihres ohnehin trockenen heißen Klimas zu kämpfen und kommt so in manchen Jahren gewaltig ins Straucheln. So hat Australien in den vergangenen Jahren einen deutlichen Rückgang in der Produktion von Keltertrauben, also Trauben zur Weinbereitung aufzuweisen. Der nahezu berg- und hügelfreie Kontinent eignet sich allenfalls für die Produktion von einfachen Bulkweinen, die Produktion von Qualitätsweinen hingegen ist nur in einigen Enklaven (Cool Climate) machbar. Weltweit allerdings haben Markenweine aus down under einen hohen Stellenwert. So hat die britische Unternehmensberatung  „Intangible Business“ unlängst ermittelt, dass 2 der 5 stärksten und erfolgreichsten Weinmarken aus Australien stammen (Hardys und Yellow Tail). Trotz der enormen Stärke weltweit führender Marken hat der große Boom des australischen Weins seit letztem Jahr scheinbar sein Ende gefunden. Letztes Jahr musste Australien nach Zuwächsen von etwa 700 % über einen Zeitraum von zwölf Jahren dann im Jahr 2006-07 ein nur schwaches Wachstum von 8 % im Exportvolumen bei 7 % Wachstum im Wert hinnehmen. Vergangenes Jahr (2007-08) verbuchte der australische Weinexport einen Rückgang von 12 % im Volumen und 11 % im Wert. Laut der Australian Wine and Brandy Corporation ist somit der Preis pro Liter auf 3,78 australische Dollar gestiegen (+ 1 %). In der Statistik der AWBC sieht man dann auch dass Deutschland an sechster Stelle der Weinexportländer rangiert. Die preisliche Positionierung australischer Weine zeigt sich auch in dem äußerst geringen Preis pro Liter von gerade einmal $ 2.07 (australische Dollar), was etwas 1,26 entspricht.

Spanien (+ 14,6 %), Chile (+ 38 %) und Südafrika (+ 50,9 %) konnten somit im nach Deutschland importierten Volumen kräftig wachsen, während Italien, Frankreich und USA stabil blieben. Laut Statistischem Bundesamt führt somit Italien die Importstatikstik vor Frankreich, Spanien, Chile, Südafrika und USA an, gefolgt von Australien an siebter Stelle. Australien steht demnach für etwa 3,5 % der nach Deutschland importierten Weine.

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