Alexander Ultes vor der Robert Mondavi Winery

Robert Mondavi – ein Leben für den Wein!

Robert Mondavi ist einer der wegweisendsten Winzer der neuen Welt, er prägte als Pionier nach der Prohibition mit all seinen Visionen und seinem unbändigen Tatendrang den Weinbau in Kalifornien wie kein anderer Winzer.

Robert Mondavi – Visionär und Pionier des kalifornischen Weinbaus

Robert Gerald Mondavi kam am 18. Juni 1913 in Virginia (Minnesota) zur Welt, er war der älteste Sohn von Cesare und Rosa Mondavi, die kurz vor Roberts Geburt aus Italien, genauer gesagt aus Sassoferrato in den Marken, einwanderten.

Cesare und Rosa Mondavi zogen 1923 zusammen mit ihren Kindern nach Lodi im Central Valley, das Klima dort war wesentlich wärmer, die Landschaft erinnerte die Eltern an Italien und so fühlten sie sich schnell heimisch. Robert lebte in Lodi, bis er 1966 ins Napa Valley umzog.

Mondavi schloß 1936 sein Studium in Economics and Business Administration an der Stanford University ab und ging zu seinem Vater in die Sunnyhill Winery in St. Helena im Napa Valley.

Seine Eltern kauften im Jahr 1943 die während der Prohibition stillgelegte Charles Krug Winery in St. Helena im kalifornischen Napa Valley und legten so den Grundstein der Familia Mondavi im Weinbusiness. Es wird erzählt, Robert habe seinen Vater Cesare förmlich dazu gedrängt die Charles Krug Winery zu kaufen. Robert G. Mondavi arbeitete, wie auch sein Bruder Peter Mondavi und später auch dessen Söhne, gemeinsam mit ihren Eltern in der Charles Krug Winery.

Nachdem Cesare Mondavi 1959 starb, kam es immer wieder zu Konflikten zwischen seinen Söhnen Robert und Peter. 1962 unternahm Robert Mondavi eine Frankreichreise. Auf diese Reise ging die Inspiration für die Weine die Robert Mondavi einige Jahre später mit seiner Robert Mondavi Winery machen wird. Robert entschied sich 1965 schließlich eigene Wege zu gehen und aus der Winery seiner Familie auszuscheiden. Er wandte der Charles Krug Winery, die sein Bruder Peter erbte, wie auch seiner Familie im Streit den Rücken zu und gründete 1966 sein eigenes Weingut, die Robert Mondavi Winery in Oakville, Napa Valley. Sein Ziel war es vom ersten Tag an große Weine aus international anerkannten Qualitätsrebsorten, allen voran Cabernet Sauvignon und Sauvignon Blanc, zu machen. Das Ziel mit seinen Weinen in der Gesellschaft der großen Weine der Welt etabliert zu sein spornte ihn täglich an. Angespornt durch sein engagiertes Ziel und mit vielen Ideen und Eindrücken seiner Frankreichreise, begann er Pläne zu spinnen und sich die Stilistik der Weine zu definieren die er bald darauf zu machen beginnen wird. Im Alter von 53 Jahren und wohl mit vergleichsweise wenig Kapital ausgestattet kaufte er seine ersten knapp 5 Hektar Weinberge im berühmten To Kalon Vineyard und legte damit den Grundstein für die Robert Mondavi Winery. Der To Kalon Weinberg verfügt über eine optimale Sonneneinstrahlung und erhält in der Regel eine perfekte jährliche Niederschlagsmenge. Im To Kalon Weinberg findet man gut drainierten, kiesigen Ton- und Lehmboden. Der Weinberg ist einer der sehr frühen, alten Weinberge im Napa Valley, er wurde erstmalig von dem Weinbau-Pionier Hamilton Walker Crabb in den späten 1800er Jahren bepflanzt. Die herausragende Qualität der Trauben aus dem To Kalon Vineyard inspirierte Crabb seinerzeit, den Weinberg zu nennen To Kalon, griechisch für das Schöne. Die Robert Mondavi Winery war nach der Prohibition in Amerika das erste neu gegründete Weingut nach deren Ende im Jahr 1933.

“This vineyard stood head and shoulders above those around it. It was a vineyard with a distinguished history and a magical nature. Ideal soils, sunlight and rain—to my eye, the vineyard was a treasure. As I walked the property, admiring its contours and vines, smelling the richness of its soil, I knew it was a very special place. It exuded an indefinable quality I could not describe, a feeling that was almost mystical. The place just seemed to radiate a sense of calm and harmony, of peace and serenity. As I walked, I felt a powerful, almost inexpressible connection to this land. I simply knew it was the place.”
(Robert Mondavi in seinem Buch Harvests of Joy)

Robert Mondavi beauftragte den bekannten Architekten Cliff Mai mit der Planung eines Weinguts im Stil einer der frühen Missionsgebäude in Kalifornien. Das Weingut ist sehr bald mit seinem auffälligen Baustil zu einem Wahrzeichen des Napa Valley geworden.

Alexander Ultes vor der Robert Mondavi Winery Alexander Ultes vor der Robert Mondavi Winery in Oakville, Napa Valley (Kalifornien)

Im Jahr 1967 brachte Robert zum Preis von gerade einmal 2,- Dollar den ersten Wein aus der Robert Mondavi Winery auf den Markt, es war ein Chenin Blanc. Doch das war eigentlich noch nicht was er machen wollte, aber der Anfang war gemacht. 1968 brachte er dann mit dem 1966 Fumé Blanc den ersten Wein in den Verkauf, der ihn seinen Zielen näher brachte. Die Bezeichnung Fumé Blanc wählte Robert Mondavi seinerzeit, um sich gezielt von dem damals üblichen Weinstil der kalifornischen Sauvignon Blancs zu distanzieren und abzugrenzen. Sauvignon Blanc aus Kalifornien waren damals fruchtige süße Weißweine ohne allzu großen Qualitätsanspruch, ein Vergleich mit diesen Weinen wäre für eine Ziele kontraproduktiv gewesen. Auch wenn er sich was den Namen angeht von der Loire hat inspirieren lassen (abgeleitet von den Blanc Fumé Weinen), der Stil des Fumé Blanc der Robert Mondavi Winery ist eher mit den Weißweinen aus Bordeaux zu vergleichen (Entre deux mers und weiße Graves werden klar durch Sauvignon Blanc geprägt, meist eben auch in einer Cuvée mit Chenin Blanc und im gehobenen Bereich auch mit Barriqueausbau).

I have a vivid memory, for instance, of a tasting in Lodi. …. I didn’t think our Fumé Blanc would go over well at all, but it proved to be a tremendous success. We had the same reaction from all our preliminary tastings. When we formally brought out the wine in 1968, the name and the wine were enormous hits, and today Fumé Blanc remains one of our signature wines and one of our most popular.
(Robert Mondavi in seinem Buch Harvests of Joy)

Sukzessive erweiterte Robert Mondavi die Rebflächen seiner Winery, bevorzugt in der Spitzenlage To Kalon. Heute gehören 435 von 550 Acres (entspricht 176 von 223 Hektar) des To Kalon Weinbergs der Robert Mondavi Winery, darunter der 1945 mit Sauvignon Blanc Reben bepflanzte, 4 Hektar große I-Block. Neben einer Parzelle die sich im Besitz der Forschungsanstalt der UC Davis befindet ist ein weiterer Teil der Weinberge im Besitz des Joint Ventures zwischen Robert Mondavi und der Familie Rothschild, Opus One Winery.

Die Fertigstellung und Eröffnung der Robert Mondavi Winery, inklusive des Private Dining Rooms, des Vineyard Rooms und des Tasting Rooms erfolgte im Jahr 1969. In diesem Jahr begann auf dem Weingut auch das jährlich stattfindende Robert Mondavi Winery Summer Music Festival als Konzertserie um Spenden für die Napa Valley Symphony zu sammeln.

Das Jahr 1971 stellt für Robert Mondavi einen kleinen Meilenstein dar. In diesem Jahr brachte die Robert Mondavi Winery ihren ersten unfined Cabernet Sauvignon auf den Markt, der Wein dr heute als Cabernet Sauvignon Reserve To Kalon bekannt ist und die Spitze der Qualitätspyramide darstellt. Im gleichen Jahr fand auch die erste Kunstausstellung im Vineyard Room statt.

Nachdem der Verkauf ab Weingut und auch innerhalb der USA sich gut entwickelte, begann Robert „Bob“ Mondavi 1972 die ersten Exporte einzufädeln. Auch diese entwickelten sich kontinuierlich und positiv.
Sein Engagement in Kunst und Musik nahm weiter seinen Lauf, so begann er im Winter 1973 mit der ersten Auflage der Robert Mondavi Winery Winter Classical concert series.
Neben der Produktion seiner Sitzenweine hatte Robert auch schon immer großes Interesse daran, den Verbraucher auch im Alltag zu erreichen, Weingenuss bedeutete ihm nicht nur das Öffnen und Verkosten eine Flasche Wein in elitärem Umfeld! Im Jahr 1974, in dem auch sein Sohn Tim Mondavi ins Weingut kommt und Aufgaben im Winemaking Team übernimmt, brachte die Robert Mondavi Winery erstmals mit Bob White und Bob Red als Table Wine klassifizierte Alltagsweine auf den Markt.
Sein Interesse an gutem Essen und der europäischen Küchenkultur die er auf seinen Reisen kennenlernte, gab den Ausschlag für die Gründung des Great Chefs of France Programm in 1976.

Ein äußerst bedeutendes Jahr für Robert „Bob“ Mondavi und seine Winery war das Jahr 1979, er gründete in diesem Jahr zwei Projekte von enormer Bedeutung für seine Firma, aber auch für die gesamte kalifornische Weinwirtschaft.
Als gemeinsames Projekt zweier Visionäre wurde das in unmittelbarer Nachbarschaft der Robert Mondavi Winery gelegene Weingut Opus One gegründet. Das Joint Venture zwischen Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild (Inhaber von Château Mouton Rothschild). Das sehenswerte Weingut produziert bis heute einen einzigen und einzigartigen Wein, dessen Kult bis heute anhält.
Das zweite Großprojekt aus diesem Jahr ist sein Engagement im Central Valley. Mondavi übernahm die Genossenschaftskellerei in Woodbridge bei Lodi und hob mit Woodbridge by Robert Mondavi die bis dato geltenden Qualitätsstandards für kalifornische Weine deutlich an indem er traditionelle und innovative Anbau- und Weinbereitungsmethoden kombinierte um wahre Jeden-Tag-Weine mit ausgezeichnetem Preis-Genussverhältnis zu produzieren. Woodbridge by Robert Mondavi avancierte rasch zu einem der bestverkauften Weinsortimente der USA.

Im Jahr 1981 gründete Mondavi dann das American Institute of Wine and Food mit Julia Child und Richard Graff. Das AIWF ist eine Non-profit Organisation, die sich mit dem Thema Wein und Genuss für Profis und Privatpersonen beschäftigt. Gemeinsam mit einigen weiteren Winzern rief er im gleichen Jahr die erste Napa Valley Wine Auction ins Leben.

Das Imperium um die Robert Mondavi Winery wächst über die Jahre rasant. 1993 entschließt sich Robert Mondavi im Alter von 80 Jahren, sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen und übergibt die Leitung des Unternehmens an seine beiden Söhne Timothy (bekannt als Tim Mondavi) und Robert Michael (bekannt als Michael Mondavi), sowie seine Frau Margrit Biever-Mondavi. Die Familie Mondavi entscheidet sich noch im gleichen Jahr, das Unternehmen an die Börse zu bringen, der Handel mit den Mondavi-Aktien an der NASDAQ begann.

Der Ruf des Marktes nach guten und bezahlbaren Weinen war ungehemmt, so entschloss die Familie Mondavi im Jahr 1994 die Robert Mondavi Private Selection mit Weinen von der Central Coast ins Leben gerufen. So konnte das Unternehmen die Lücke zwischen den Weinen aus der Woodbridge Kellerei und den Weinen aus dem ursprünglichen Weingut im Napa Valley schließen und dabei seiner Qualitätsphilosophie treu bleiben.

1998 Robert Mondavi’s Autobiographie wird unter dem Titel Harvests of Joy: My Passion for Excellence veröffentlicht. Man kann sie probemlos z.B. über Amazon kaufen: Harvests of Joy auf Amazon.de

Die Robert Mondavi Winery war zwar im Jahr ihrer Erbauung absolut zeitgemäß, jedoch war über die Jahre der Keller einfach etwas knapp geworden und die Technik nicht mehr ganz auf dem aktuellsten Stand. So baute man den Keller neu und arrangierte alles etwas anders. 2000 wurde der erste Jahrgang im Neubau des To Kalon Keller, in dem alles komplett über Schwerkraft funktioniert und damit jegliches Umpumpen und unnötige bewegen des Weins vermieden wird.

Um das Jahr 2001 geriet das Unternehmen Mondavi zusehends ins taumeln. Roberts Sohn Tim Mondavi übernahm die Expansion und schob ein ehrgeiziges Projekt im französischen Languedoc an. Die geplante Kooperation mit französischen Winzerfamilien der Region war eine teure Niederlage Mondavis, er scheiterte an der Sturheit der Weinbauern in der Region.

Das Jahr 2004 stellte für die Familie Mondavi ein schicksalhaftes Jahr dar. Das Unternehmen war in den vorangegangenen Jahren zunehmend finanziell und strategisch ins Wanken geraten. Die beiden Söhne und die Unternehmensführung waren sich wohl uneins über die richtige Stratgegie, sogar der Verkauf der Luxusweinsparte, also des Familienweinguts Robert Mondavi Winery, sowie der Beteilungen an den Joint Ventures (z.B. Opus One, Ornellaia) wurde vom Board of Directors (Leitungs- und Kontrollgremium des Unternehmens) in Erwägung gezogen und angestrebt.
Gut ein halbes Jahr bevor es letzen Endes zu einer Übernahme kam kehrte Michael Mondavi der Familie und ihrem Unternehmen den Rücken zu und ging eigene Wege, gründete sein eigenes Weingut. Letzten Endes unterbreitete Constellation Brands, zu diesem Zeitpunkt bereits Inhaber einiger weiterer Premiumweingüter in Kalifornien (z.B. Franciscan Estate, Ravenswood Winery und Simi Estate) ein Angebot das angenommen wurde und übernahm das Unternehmen Mondavi von der Familie mehrheitlich. Constellation Brands führt die Weingüter (Robert Mondavi Winery, Woodbridge by Robert Mondavi und Robert Mondavi Private Selection) mit der Philosophie und Intention von Robert G. Mondavi bis heute fort. Während die Söhne nacheinander ausschieden um das Unternehmen zu verlassen, arbeitete Robert Mondavi weiterhin für das Unternehmen, seine Frau Margrit tat es ihm über seinen Tod hinaus gleich. (Siehe zu dieser Passage bitte auch Winespectator.com!)

Im Alter von 92 Jahren feierte Robert G. Mondavi im Jahr 2006 den 40. Geburtstag seines Lebenswerks, der Robert Mondavi Winery.

Am 16. Mai 2008 verstarb Robert „Bob“ Mondavi im Alter von 94 Jahren.

Seine Vison lebt bis heute in den Weinen der Robert Mondavi Winery!

Guten Wein zu machen ist ein Handwerk – einen großen Wein zu kreieren hingegen eine Kunst.
(Robert G. Mondavi)

2 Comments

  1. Sehr informativer Artikel, danke fürs teilen und vor allem fürs Mühe machen. Richtig ausführlich und gut geschrieben!

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