In meinem Keller habe ich noch eine Flasche Mouton 1974.
Kein guter Jahrgang, aber immerhin das Jahr, das einzige Jahr, in dem die Auflistung der französischen Grand Cru Classés durcheinandergewirbelt wurde.
Diesen Wein habe ich aufbewahrt für besondere Tage und heute ist es so weit, denn Hans-Joachim Klose hat zur Weinrallye #48 eingeladen, unter dem Motto: alles Schorle oder was ?
Es gibt schon einige Beiträge zu dem Thema, doch bisher hat sich noch niemand an den aktuellen Trend herangewagt – die Annäherung an Fernost, sowie das Mischen eines Weltklasse Weines mit
COLA
Ja, es ist ein Trend, keiner kann sich dem entziehen, denn heutzutage werden die netten Bordeaux Geschöpfe immer teurer, weil anscheinend die Paarung mit der süßen Koffeinbrause das Non-Plus-Ultra darstellen muß.
Der Versuch sollte gewagt werden, doch zuvor noch ein paar Worte zu den Vermählungspartnern:
Allen Weinkennern und –geniessern ist die berühmte Abfüllung bekannt, ein Keller wie eine Kathedrale, geheimnisumwoben und trotzdem so schlicht in der Rezeptur.
Man möchte niederknien, wenn man diese Räume betritt und still dem Genuss gedenken.
Übrigens hat das Chateau Mouton Rothschild auch einen netten Keller.
Die Chinesen trinken Rotwein gern mit Cola. Wenn sie nicht gerade das ganze Chateau kaufen, erwerben sie zumindest die besten Weine und mischen sie dann, um der Glutamat verwöhnten Zunge eine neue Herausforderung bieten zu können.
Ich mag die Chinesen, auch wenn wir seit Einführung des „grünen Punktes“ nicht unbedingt nette Bezeichnungen für die Menschen aus Fernost gefunden haben.
Wie auch immer, die Zusammenführung von Tradition und Moderne wird gepflegt und Rotwein mit Cola ist so neu ja auch nicht.
Nähern wir uns der heutigen Mixtur. Rechts besagter Mouton, links die braune Brause.
Mit dem Kellnerbesteck öffne ich die erste Flasche und gebe mich der sensorischen Prüfung hin. Anschliessend drücke ich beim Mouton den Korken ins grüne Glas, schütte etwas ab und giesse in den Trinkbehälter. Cola drauf und warten…
Nichts passiert, kein Stern am Himmel, kein Feuerwerk, keine Sambatänzerinnen.
Okay…
Vielleicht doch noch einen Schuss Cola mehr.
Im Ergebnis haben wir dann eine Erhöhung der Schaumwerte, die allerdings nur temporärer Natur ist. Fast wie Champagner, nur braun.
Was bietet uns diese neue und liebevolle Kreation ?
In der Nase ein leichtes Prickeln, Kaffee, Süßholz, Kirsche, Leder und irgendwie auch Reis.
Wir erinnern uns, Reis braucht viel Wasser, genauso wie Cola. Und Milchreis braucht viel Zucker, genauso wie…
Auf der Zunge verstärken sich die Eindrücke, die Süße vom Reis harmoniert mit dem Kaffee,
das Leder bindet die Tannine der Kirsche. Der Abgang ist klebrig wie Fichtenharz im Sommer, also genau wie erwartet. Es ist ein langer Nachklang, der irgendwie durstig macht, es verlangt nach mehr.
Dieser Weinmix passt hervorragend zu Bruce Lee Filmen, gebratenem Hund an Backpflaume und Chinchilla im Tomatensud.
Unterm Strich muss ich sagen, dass die Chinesen es schon drauf haben. Die Paarung eines 74er Mouton mit Cola ist so ziemlich der Höhepunkt der Getränkekunst.
Was können wir noch erwarten ?
Einen 1948er Chateau d`Yquem mit 7up ?
Einen Johnnie Walker Blue 1805 mit Ginger Ale ?
Milch mit Reiswein ?
Ich bin gespannt !
Und zum Abschluss liebe Leserschaft:
natürlich bin ich ziemlich durchgeknallt, aber bei diesem Text stimmen lediglich die ersten 3 Absätze mit der Realität überein 😉
Chinchilla im Tomatensud: Eine gute Idee, lieber Michael.