Das Monster von Brücke, dessen Bau mindestens 270 Millionen Euro verschlingen soll um dann mit einer Länge von 1,6 Kilometer und einer Höhe von 160 Metern bei Ürzig, zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach die B50 (neu) über die Mosel zu führen ist der Lückenschluss zwischen der A 60 bei Wittlich und der A 61 bei Rheinböllen, also eine Verbindung vom Autobahnkreuz Wittlich und der Hunsrückhöhenstraße, ist derzeit wieder in aller Munde.
Bereits vor knapp eineinhalb Jahren berichtete ich über dieses monströse Mahnmal der Verschwendung von Steuergelder! Dennoch begann vor etwa einem Jahr der Bau. Damals stand ich mit meinem Protest noch recht alleine, jetzt wo der Bau läuft und es nur noch einen mit reichlich Optimismus zu erkennenden Funken Hoffnung gibt schreien viele weitere auf!
Worum es beim Bau der Hochmoselbrücke bei Ürzig genau geht kann man sich in einem kurzen Video von „SWR Ländersache“ anschauen, mit Stimmen Pro und Contra:
Es gibt viele Reaktionen und Beiträge auf die erneut aufgekommene Diskussion. Hier eine kleine Auswahl daraus:
So stoßen die von der Bürgerinitiative oft auf taube Ohren, wenn sie ihre Argumente und ihre Glaubenssätze gegen die Brücke wiederholen und wiederholen. Dass das Projekt den Wasserhaushalt der Weinberge kippen kann und das Mikroklima. Dass die instabilen Hänge – schon heute kann man in Häusern Risse sehen – bei den Bauarbeiten ins Rutschen geraten. Dass die Verschandelung der Landschaft durch das Monstrum die Touristen verjagen werde. Und dass die Brücke für den Verkehr überhaupt keinen Vorteil bringt, zumal nicht für den Fernverkehr. Schließlich ist in den vergangenen Jahrzehnten eine Reihe schnellerer Verbindungen entstanden. Warum also bloß diese Brücke?
Die Bürgerinitiative glaubt die Antwort zu wissen. Im Grunde gehe es nur um einen besseren Anschluss an den Regionalflughafen Hahn, seit Jahren ein Sorgenkind der Landesregierung, seit Jahren in den roten Zahlen. Und dieser Flughafen gehört zu 82,5 Prozent dem Land Rheinland-Pfalz. Darum also diese Brücke, sagen sie bei der Bürgerinitiative. (via Tagesspiegel)
Zusätzliche Impulse ergeben sich auch für den Flughafen Frankfurt-Hahn.
…und…
Zum Weinbau:
In der Diskussion ist auch zu berücksichtigen, dass das Weinanbaugebiet zwischen Koblenz und Perl entlang der Mosel eine Länge von über 240 Kilometern aufweist. Befürchtungen eines Qualitätsverlustes bei den Moselweinen wie auch eine „Zerstörung der Kulturlandschaft“ sind bei der örtlichen Begrenztheit des Projektes nicht begründet. Durch die Kritiker, die pauschal von einer „Zerstörung der Moselregion“ sprechen, besteht vielmehr die Gefahr, dass der Tourismus- und Weinregion Mosel insgesamt tendenziell ein großer Imageschaden beigefügt wird. Denn so wird der Eindruck erzeugt, die Brücke zerstöre das gesamte Moseltal und den Weinbau an der Mosel. Diejenigen, die vorgeben, den Weinbau an der Mosel „retten“ zu wollen, erweisen dem Moselweinbau vielmehr einen Bärendienst.
In Winningen, wo schon seit Anfang der 1970er Jahre eine Hochmoselbrücke steht, haben sich die Gastronomie und der Weinbau genauso wie in den anderen Abschnitten der Mosel entwickelt.
In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass die bestockte Rebfläche an der Mosel in den vergangenen 20 Jahren um rund 4400 Hektar auf rund 8000 Hektar im Jahre 2009 zurückgegangen ist – für diesen Rückgang sind ganz andere Faktoren als der Bau von Verkehrswegen ursächlich.…und…
Zu den Weinlagen:
Grundsätzlich liegen in dem Bereich zwischen Bernkastel-Kues und dem Hochmoselübergang folgende berühmte Weinlagen:
Am linken Moselufer im Bereich des Westwiderlagers der Hochmoselbrücke: Zeltinger Deutschherrenberg, Ürziger Würzgarten; die Trasse des Hochmoselübergangs stellt zwischen beiden Lagen die Grenze dar. Dies ist im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens so gestaltet worden.
Am rechten Moselufer zwischen Ostwiderlager der Hochmoselbrücke und Bernkastel:
Zeltinger Himmelreich, Zeltinger Schlossberg, Zeltinger Sonnenuhr, Wehlender Sonnenuhr, Josephshöfer, Graacher Domprobst, Graacher Himmelreich, Bernkasteler Lay, Bernkasteler Graben, Alte Badstube am Doctorberg, Bernkasteler Doctor.
Von diesen berühmten Lagen sind von der Trasse unmittelbar überhaupt nur drei Lagen betroffen: Zeltinger Deutschherrenberg, Ürziger Würzgarten, Zeltinger Himmelreich.
Die etwa 2,2 Hektar Rebflächen im Zeltinger Deutschherrenberg und im Zeltinger Himmelreich unterhalb des Brückenbauwerks im eigentlichen Trassenbereich sind im Auftrag des Bundes von der Straßenbauverwaltung bereits auf freiwilliger Basis von den Winzern erworben und gerodet worden. Ein Weinanbau im unmittelbaren Trassenbereich findet daher dort bereits jetzt nicht mehr statt.
Die weltberühmten Weinbergslagen am Hang zwischen der Hochmoselbrücke und Bernkastel-Kues mit Ausnahme eines etwa 40 Meter breiten Trassenbereichs in der Lage Zeltinger Himmelreich und auf der linken Moselseite zwischen dem Ürziger Würzgarten sowie dem Zeltinger Deutschherrenberg werden von der Trasse praktisch nicht tangiert. Die eigentliche Trassenführung erfolgt auf der Hunsrückseite auf einem Hunsrücksporn (Plateau) und kann daher auch keine Verschattung am Graacher Hang verursachen.
In eng begrenztem Umfang können Verschattungen nur in den drei vorgenannten Lagen und lediglich im Nahbereich der Trasse auftreten, die ggfs. entschädigt werden.
Von einer Zerstörung weltberühmter Weinbaulagen kann daher objektiv betrachtet nicht die Rede sein. (via Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau)
Aufgrund der extremen Beeinträchtigung durch den Bau der B50neu ist ein Rückgang des Gäste und Übernachtungen um 20 bis 25% realistisch. Dies würde für die Tourismuswirtschaft ein Umsatzeinbruch von mehr als 40 Millionen Euro und ein dauerhafter Verlust von über 1200 Vollzeit Arbeitsplätzen bedeuten.
Gerne verweist die Landesregierung auf die Autobahnbrücke bei Winningen als positive Beispiel, wenn es um das Thema Tourismus geht. Würde das Tourismusniveau hier auf das der Region um Winningen fallen, wäre das eine waschechte Katastrophe; über 3500 Arbeitsplätze gingen zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach verloren. (via blogs.myspace.com/hochmoselbruecke)
Die Brücke, die zunächst privat finanziert und mit Maut betrieben werden sollte, soll ab 2016 die Eifel mit dem Hunsrück verbinden. Das ist aber in den Augen der Kritiker überflüssig. Das Verkehrsaufkommen sei gar nicht groß genug, als dass sich der Hochmoselübergang finanziell überhaupt tragen würde. (via Volksfreund)
Interessant ist auch so manches Kommentar das man über die Suchfunktion bei Twitter findet:
Werner Elflein, Weinblogger:
Alexander Schweitzer, SPD-Kreisvorsitzender, SPD-Landesvorstand, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:
Roman Baltes, Gemeindevorsitzender CDU Illingen und Ortsvorsitzender CDU Hüttigweiler:
Jan G., privat, Wittlich
Tweet und Account gelöscht.
Auch International hat der Bau für Aufruhr gesorgt, so berichtet zum Beispiel der Guardian:
A group of prominent British wine critics has joined the fight to reverse the construction of a four-lane motorway which threatens to destroy the world’s best riesling vineyards.
Veteran champions of riesling such as Hugh Johnson, author of The World Atlas of Wine, and Jancis Robinson, who have helped to give the white wine an international standing, are calling on German politicians to halt construction at the site along the Mosel river which they say could ruin the region’s unique microclimate, which is highly sensitive to change. (via Guardian)
Hier noch zum Abschluss das sehenswerte Video von Hendrik Thoma im Gespräch mit Katharina Prüm und Ernst Loosen auf Tvino.de:
Ich finde es gut, sich auch jetzt, nach dem Baubeginn, weiter gegen die monströse Brücke einzusetzen. Wer das genauso sieht sollte die Petition unterstützen!
Siehe auch:
Wer Hugh Johnson hören will und ein paar andere informative Links zum Thema sucht, findet das hier:
Lieben Gruss. Knalli.
@Helmut Knall: Danke für den Link!
Versuche seit Tagen, auch die Wein- Franzosen zum Protest anzuregen – via facebook und Twitter. Warum hat eigentlich beo den anti-B50 Leuten nie jemand die Idee gehabt, die Seite auch mal in der Sprache der Nachbarn abzufassen, oder wenigstens die Petition zu übersetzen? Ich erinnere mich schwach, dass ich das schon im vorigen Jahr mal angeregt habe – aber geworden ist nichts draus und die frankophone Presse hat auch noch nier über das Projekt berichte – schade…
heute jubelt Jancis Robinson, meiner Meinung nach viel zu optimistis und zu früh, wenn man sich die Geschichte der Dresdener Elbbrücke mal anschaut.
Ps: Problem bei Twitter: welches Suchwort verwenden, um infos zu finden. Wer kommt denn international auf die Idee „Hochmoselübergang“ einzugeben?
Kann man da sich nicht auf einen Begriff einigen?
@iris: beim Hendrik auf tvino gibt es das auch englich, bei mir gibts weiterführenden link zum Statement von Hugh Johneson – auch englisch.
Lieber Helmut, das ist ja das Problem, eben auf ENGLISCH und nicht auf Französisch – die Franzosen sind immer noch kein polyglottes Land, auch wenn Englisch hier auch in den meisten Gegenden 1. Pflichtsprache in den allgemeinen Schulen ist.
Natürliche habe ich, mit französischer Einführung, auf die bekannten englischen Links verwiesen (Deutsch als Fremdsprache ist eine echte Seltenheit – vielleicht außer im Elsaß und in der Lorraine:-).
Der einzige Blogartikel, auf den ich verweisen konnte, stammt von einem Schweizer und stammt erfeulicherweise schon vom vorigen Jahr…
Andere Länder, andere Sitten
Erstens können sehr viele der Franzosen Englisch – sie geben es nur nicht zu. Und zweitens würde ich da vorher Fragen, ob die überhaupt die Petition unterschreiben können – ist das nicht nur für Deutsche möglich?
In allen „internationalen“ Aufrufen wurde bisher darauf hingewiesen, dass da auch Ausländer unterzeichnen können – sonst hätten die ganzen Aufrufe ja keinen Sinn.
Wenn Du gegenteilige Informationen hast, lass es mich bitte hier wissen, dann kann ich mir viel Lobby-Arbeit sparen.
Zum Thema International:
@Helmut Knall: klar, Franzosen können oft Englisch, viele auch Deutsch, sie weigern sich leider nur allzu oft es zu benutzen…
@Iris: Wenn dir das nicht reichen sollte, kann ich auch mal prüfen ob ich den Artikel übersetzen lasse!
@Friedrich Schnebele: Danke für den Link, nur ist dort Janice Robinson geschrieben, heißt allerdings Jancis!
😉