„Genießen Sie 100% Wein mit dem Hanseatischen Wein- & Sektkontor.“
Das ist der Werbeslogan mit dem auf n-tv nicht nur die vieldiskutierte Sendung 100% Wein bewirden wird, sondern in der sich auch der dahintersteckende Sponsor ganz klar dem Zuschauer präsentiert.
Offen gesagt war ich mir nicht ganz sicher was die Sendung bieten soll und bieten wird. Nachdem Michael Pleitgen von der Weinakademie Berlin beschrieb wie so eine Sendung auf die Beine gestellt und finanziert wird, Mario Scheuermann vom drink tank sich mit der Produktionsfirma beschäftigt und ich mich hier und hier mit der Person Michael Liebert beschäftigte und das Thema auch bei talk-about-wine diskutiert wurde versuche auch ich Bilanz zu ziehen. Die Kollegen Scheuermann (…besser als erwartet) und Supp (Wieder eine verpasste Gelegenheit) haben dies bereits getan und polarisieren mit ihren Ansichten. Ich sehe die Sendung offen gesagt etwas differenzierter:
Hawesko als Werbepartner/Sponsor ist der größte Weinhändler Europas
Die RTL-Group, zu der n-tv gehört als Sender ist der größte Betreiber privater Fernsehsender Europas
Somit haben wir die beiden wichtigsten Akteure in dieser Sache kurz und knapp analysiert. Der Eine bringt das Geld, der Andere die Sendezeit.
Da zwischen steht dann die Produktion. Diese wurde in diesem Fall ausgeführt von der Produktionsfirma MAGMA TV. Diese produziert dann eine Weinsendung in der Weine und Winzer bestimmter Regionen präsentiert werden, die wohl im Sortiment von Hawesko von Bedeutung sind und deren Weine im Absatz gefördert werden sollen. Da die Produktion nicht nur von einer wenig weinkompetenten Moderatorin und einer handvoll Winzern leben kann, zieht man noch ein paar Fachleute dazu, so geriet Michael Liebert in dieser Sache ins Kreuzfeuer. Den Fachleuten verspricht man dann eine anspruchsvolle Weinsendung zu produzieren. Sind die Aufnahmen gemacht, schneidet man die Sendung dann zurecht um dem Geldgeber möglichst gerecht zu werden und das vereinbarte Format zu treffen. So entsteht dann ein zielgruppenorientierter 30-Minuten-Werbespot. Dass dann die Vorstellungen von uns „Fachleuten“ nicht unbeding erfüllt werden, ist in meinen Augen hinnehmbar. Wir müssen in diesem Fall einfach auch sehen dass es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen einem Fachhändler und einem Fernsehsender handelt, nicht um eine redaktionell erstellte journalistisch und fachlich anspruchsvolle Reportage.
Wenn man jetzt aber sieht dass das Interesse am Thema Wein bei den Verbrauchern immens zunimmt und wächst, hätte ich mir erhoft dem auch in einem solchen Format gerecht zu werden. Es wäre vielleicht sinnvoll zukünftig einen Sommelier oder Weinfachberater nicht nur zu ködern um ihn dann wenige Sekunden einzublenden, sondern vielleicht als Co-Moderator einzusetzen um dann auch mit Weinkompetenz durch die Sendung zu führen.
Fazit: Die Erwartungen der Partner wurden bzw. werden hoffentlich erfüllt, die Absätze der angebotenen Weine erfüllen die sicher auch nicht kleinen Erwartungen. Den vorgestellten Weingütern tut eine positive Erwähnung in den Medien nie schaden, darüber freut sich jeder Winzer! Es hat also keinem geschadet aber auch keinem viel gebracht der nicht unmittelbar damit zu tun hatte. Vielleicht können Sender, Sponsorpartner und Produktionsfirma das Niveau für eventuelle zukünftige Produktionen noch ein wenig erhöhen. Die Fülle an Informationen die in der kurzen Zeit angeschnitten wird ist zwar enorm, aber doch sehr oberflächlich.
Also entweder sind wir „Fachleute und Weinkenner“ nicht die Zielgruppe oder man hat das Thema verfehlt. Ich denke dass ich nicht zur Zielgruppe zählte, mich allerdings durch den Titel der Sendung 100% Wein angesprochen fühlte wodurch die Erwartungen meinerseits recht hoch waren und leider nicht erfüllte werden konnten. Wäre der Titel der Sendung gewesen „leckerer Wein“, wären meine Erwartungen auch dementsprechend niedriger gewesen.
Sowohl auf n-tv als auch direkt bei Hawesko hat man die Möglichkeit ein Paket mit jeweils zwei Flaschen der folgenden Weine zu ordern:
2007er St. Urbanshof, Wiltinger Kabinett, Alte Reben, Riesling, feinherb
2007er Maximin Grünhäuser Riesling C. von Schubert´sche Gutsverwaltung
2007er Dr. Loosen Riesling Trocken
Ein Paket also das versucht dem Anbaugebiet Mosel gerecht zu werden indem jeweils ein Wein von der Mosel, von der Ruwer und von der Saar drin ist. Diesen Ansatz finde ich lobenswert, auch wenn es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist die Mosel mit ihrer Vielfalt durch einen Wein darzustellen. Das Paket zu einem Preis von 49,- € frei Haus finde ich durchaus fair.
Auch Michael Liebert hat heute früh seine Gedanken zu dem Format zusammengefasst.
Ich habe mich parallel dazu entschieden mich ebenfalls mit Moselweinen zu beschäftigen. Nur nicht mit dem oben genannten Paket, sondern einer eigenen Auswahl. Die ersten zwei Verkostungen sind bereits hier zu finden, weitere folgen in den nächsten Tagen!