Auf der Jagd nach interessanten Sauvignon Blanc aus aller Welt stolperte ich neulich bei einem Weinhändler meines Vertrauens über diesen weißen Bordeaux. Vielmehr wurde er mir, bildlich gesprochen, als Knüppel zwischen die Beine geknallt damit ich ihn nicht übersehen kann. Gott sei Dank, auch wenn es kein reiner Sauvignon Blanc ist, der Château Bouscaut Grand Cru Classé de Graves aus Pessac-Léognan in Bordeaux ist eine Cuvée aus Sauvignon Blanc und Sémillon.
Mein lieber Freund Johannes, im hohen Norden Deutschlands bei einem gut sortierten Weinhändler arbeitend, darf/muss mir immer wenn ich im Laden bin ein paar Flaschen Wein empfehlen. Das Problem ist, ich weiß meistens genau was ich will ohne es zu sagen. Nur das weiß ich beim Betreten noch nicht. So kam ich im Sommer auf ihn zu und fragte nach Sauvignon Blanc aus der neuen Welt, die aber eher traditionell und klassisch gemacht sein sollten.
Harte Nuss…
Er hat sich kurz mit mir unterhalten und drückte mir dann die Flasche in die Hand: 2012 Château Bouscaut aus Pessac-Léognan, ein weißer Bordeaux also?!?
Mir schoss direkt mein Sauvignon-Blanc-Gedanke in den Kopf: Waren es vielleicht Weine wie dieser, die das Vorbild für Mondavis Napa Fumé Blanc waren? Könnte passen, Robert Mondavi war ja bekenneder Frankreich-Fan und bereiste mehrfach Bordeaux um sich über den dortigen Weinbau zu informieren. Beim Verkosten des Château Bouscaut konnte ich es mir gut vorstellen, der Franzose war dem Fumé Blanc Reserve der Robert Mondavi Winery doch recht ähnlich:
2012 Château Bouscaut Pessac-Léognan Grand Cru Classé de Graves
Im Glas ist er kräftig gelb und brillant ohne besondere Auffälligkeiten zu zeigen. Frisch geöffnet zeigt er sich in der Nase kräutrig, leicht medizinisch (Jod) und offenbart dezent frisch geschnittenes Eichenholz (Ich weiß wie das riecht!). Nach einer Weile dringt die Frucht durch, dominierend finde ich helles Steinobst (Nektarine und weißer Pfirsisch). Im Mund ist er knackig und fetzig (dank der präsenten Säure) mit wuchtiger Struktur. Die deutliche Säure hält ihn knackig frisch und doch wirkt er rund. Auf der Zunge ist er äußerst mineralisch geprägt. Der Château Bouscaut hat ein wenig Exotik, aber auch im Mund überwiegt das Steinobst. Ich finde ihn fast ein wenig hefig, er erinnert mich an frisch gebackenes Ciabatta. Aber auch die holzgeprägten Aromen sind da, wenn auch hintergründig. Der lange Abgang zeigt mir einen Hauch Akazienhonig, nur ohne jegliche Süße.
Fazit: BÄÄÄÄM! Rockig und fetzig, dennoch klassisch. Mit Sicherheit gut reifend, braucht Zeit. Guter Stoff, gefällt mir sehr.
Danke,