Die 19. Weinrallye wurde von Vinissimus ausgerufen und stand unter dem Motto „gespritete Weine“. Da man „ermutigt wurde im Fundus zu stöbern“ und nicht spontan zu Portwein zu greifen, ist meine Wahl auf einen Sherry gefallen. Portwein würde mir zwar näher liegen, aber vielleicht gibt es ja auch noch eine Portwein-Rallye…
Über Sherry wusste ich früher nicht viel. Ich wusste auch nicht viel damit anzufangen, außer dass er in der Küche zum Kochen Verwendung fand. Von daher mit den Einstiegsqualitäten vertraut, wollte ich irgendwann natürlich auch einmal wissen wie Sherry denn schmeckt. Und schon war die erste Flasche Sherry gekauft. Geschmeckt hat er mir nicht – Er schmeckte irgendwie überhaupt nicht wie Wein, schon gar nicht wie mein schon damals verehrter Riesling.
Während meiner Zeit an der deutschen Wein- und Sommelierschule Koblenz lernte ich viel über Sherry, die Theorie war also da. Ich wusste was bei der Sherry-Herstellung gemacht wird, welche Abläufe es gibt und warum Sherry so schmeckt wie er schmeckt! Begeistern konnte ich mich aber immer noch nicht für das Thema.
Über Jahre hinweg vergessen und verdrängt, entdeckte ich Sherry erst Jahre später auf einer Weinreise. Ich war mit einer kleinen Gruppe Weinfachleuten und Sommeliers nach Jerez geflogen. Nichts großes, nur ein Kurztrip. Wir besichtigten einen großen Sherry-Produzenten (Passenderweise jener von dem mein erster Sherry stammte) und machten dort eine geführte Verkostung über alle Qualitäten. Spannend. Vor allem da es meine erste Verkostung einer kompletten Sherry-Range war! Während dieser Verkostung hat es irgendwie gefunkt. Das breite Spektrum unterschiedlicher Stile hat ein Feuer in mir entfacht.
Danach sahen wir uns ein wenig die Stadt an. Abends sind wir dann noch ein wenig durch die Stadt gezogen. Touristisch sehenswert sag ich nur!
Am nächsten Tag gönnten wir uns einen Erholungstag. So lagen wir dann gegen Abend im Swimmingpool des Hotels, es waren tagsüber Mitte dreißig Grad, glühend heiß. So kühlten wir uns im Pool ein wenig ab und erholten uns von dem Tag, bevor es am nächsten Tag wieder zurück in die Heimat ging. Der Kellner der Poolbar kam herüber und fragte uns ob wir etwas trinken möchten und spontan schoss es aus mir heraus: Sherry!
Gleich darauf brachte er uns eine Flasche eiskalten Fino, Gläser und ein Schälchen mit Mandeln. So hingen wir am Rand des Pools, tranken Fino und waren glückselig!
Seit diesem Tag, durch dieses emotionale Erlebnis, bin ich sehr offen dem Thema Sherry gegenüber, und freue mich immer ein Glas davon in der Hand zu halten und mich dabei an diesen frühen Abend am Rande eines kleinen Pools zu erinnern. So auch heute Abend…
Für diese Weinrallye hab ich mir eine Flasche Fino Jarana von Lustau kalt gestellt. Das ist seit Jahren einer meiner Lieblingssherry, da er knochentrocken ist (Steht auch auf dem Etikett: Bone-dry). Er ist als Fino reduktiv ausgebaut, das heißt: Die Hefeschicht vermeidet die Oxidation während der Fasslagerung. Er ist leuchtend Gelb und hat Aromen von Mandeln und Hefe. Er wirkt sehr frisch und animierend, hat einen fast salzigen Charakter und eine pikante bis delikate Art auf der Zunge. Gut gekühlt stellt so ein Sherry für mich nicht nur einen guten Aperitif dar, er passt auch sehr gut zum Essen. Besonders gut stehen ihm ein paar gesalzene Mandeln, frisches Meeresgetier oder leichten Tapas.
Lustau ist ja nicht nur als guter Sherry-Produzent bekannt, sondern hat sich vor etwa sechs Wochen einen ganz besonderen Ruf unter allen Mitgliedern seines „Emilio Lustau Almacenista Sherry Club“ gemacht, als eine E-Mail versendet wurde, die in Spanisch verfasst war. Viele antworteten umgehend auf diese E-Mail. Diese Antwort wurde dann wiederum nicht nur an Lustau, sondern an alle Empfänger des Newsletters verschickt. Als die ersten Postfächer überzuquellen drohten, fingen einige Empfänger an E-Mails zu verschicken, in denen sie alle aufriefen diese E-Mails nicht mehr zu beantworten…
Ich hatte einiges zu tun bis mein Postfach wieder bereinigt war und Lustau hat sicherlich nicht nur mich aus seiner Empfängerdatei verloren!
An meiner mittlerweile positiven Einstellung zu Sherry hat das aber nichts geändert.
Die Regeln der Weinrallye gibt’s wie immer hier im Winzerblog zum Nachlesen !
PS: Da mir diesmal die Zeit fehlte zu erklären was Sherry ist, hat das freundlicherweise der Kollege Bernhard Fiedler übernommen. Die Beschreibungen was Port, Madeira und weitere aufgespritete Weine sind, kann man auch dort finden.