Valtellina / Veltlin

Geographisch betrachtet liegt das Valtellina in der Provinz Sondrio in der Region Lombardei am Fuß der Alpen hoch im Norden Italiens. Das Veltlin (im italienischen Valtellina von val = Tal und Teglio / Tell = Gemeindename im Valtellina) ist das Tal in dem das Flüsschen Adda fließt, von Bormio bis zum Comer See und die Gegend um Chiavenna bis zum Pizzo Tambo. Der Norden des Tals ist ein ist ein karges und schroffes Tal mit steilen Seitenwänden, je weiter man in Richtung Comer See kommt, desto weiter wird das Tal und umso weicher ist die Landschaft gezeichnet. Im nördlichsten Zipfel führt der Pass über das Stilfserjoch (ital. Passo dello Stelvio), eine der höchstgelegenen Passtrassen der Alpen nach Südtirol.
Im Norden und Westen durch die Schweiz, nach Westen durch Südtirol und südlich durch die Lombardei (Como, Lecco, Brescia und Bergamo) begrenzt, zieht sich das Valtellina über eine Länge von etwa 120 km von West nach Ost und eine Distanz von Nord nach Süd von etwa 65 km. Die Reben werden in Höhen von 390 m bis knapp 800 m angepflanzt.

Das Valtellina ist neben seinen Weinen auch bekannt für weitere kulinarische Highlights wie zum Beispiel die Käsesorten Bitto DOP oder Valtellina Casera DOP, die bekannte Bresaola IGP, den schmackhaften Veltliner Apfel, den Veltliner Berghonig sowie schmackhafte Marmeladen und die bodenständige gute Küche mit Gerichten wie Polenta Taragna und Pizzoccheri di Teglio. Um die Küche des Valtellina besser kennen zu lernen kann ich nur das Restaurant Fracia empfehlen. Man sitzt dort inmitten der Weinberge und genießt lokale Spezialitäten und gute Weine.

Der Weinbau im Valtellina wird durch ein allgemein hohes Qualitätsniveau bestimmt. Die Hälfte aller DOCG-Weine der Lombardei hat dort ihre Heimat. Die DOC Valtellina umfasst die Weinberge der Ortschaften Buglio in Monte, Chiuro, Sondrio, Tirano, Biancone und Castione Andevenno. Die Weinberge sind wegen des rauen Klimas nach Süden ausgerichtet und auf eng terrassierten Steilhängen angelegt um optimal zur Sonne ausgerichtet zu sein. Das Klima ist stark kontinental geprägt mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, was den Weinen trotz recht hoher Alkoholgehalte hilft ihre Eleganz zu bewahren! Die generell lange Reifeperiode des
Nebbiolo in diesem Klima verhilft den Weinen zu einem sehr vielschichtigen und facettenreichen Aroma, erhält den Weinen eine kräftige Säure und ausgeprägte Tannine, was sich natürlich sehr positiv auf das Reifepotenzial auswirkt und der durch die Alpen geprägte Boden lässt die Weine sehr mineralisch werden. Alles in Allem sind die Weine des Valtellina zwar kraftvoll, doch eher feingliedrig und elegant.

Das Weinbaugebiet Valtellina umfasst rund 700 ha (Hektar) als DOC und 613 ha als DOCG klassifizierte Weinberge. Die Statuten für DOC und DOCG besagen dass mindestens 90 % Nebbiolo, höchstens 10 % andere für die Provinz Sondrio empfohlene nicht-aromatische Rebsorten sein müssen. Da in der Region überwiegend Rotwein produziert wird ist klar dass der größte Teil der Weinberge mit Nebbiolo bestockt sind. In dem harten und rauen Klima des Valtellina können ohnehin nur wenige Rebsorten gegen das Klima bestehen. Lokal im Valtellina genießt die Nebbiolo-Rebe den Namen Chiavennasca, was so viel bedeutet wie „die, die hier wächst“.

Bei Weinen aus der DOCG Valtellina superiore darf ergänzend der Name einer der Subzonen genannt werden. Diese sind Maroggia (25 ha), Sassella (130 ha, benannt nach einer kleinen Kapelle), Grumello (78 ha, benannt nach der Burgruine aus dem 13. Jahrhundert), Inferno (55ha, so benannt weil es die heißeste Lage des Veltliner Tals ist), Valgella (137ha, vom lateinischen Valiculla – das kleine Tal), aufgezählt von Süden nach Norden. Ich würde die Weine aus der Subzone Sassella als die feingliedrigsten einstufen, Inferno als die imposantesten und lagerfähigsten und den Grumello als den elegantesten und stilvollsten. Die Rebhänge sind gerade im Bereich von Grumello teilweise so steil, dass die Lese und der Abtransport der Trauben nur mit Hilfe von Helikoptern durchgefürt werden kann.

Als weitere Spezialität ist der enorm dichte und konzentrierte Sforzato DOCG oder auch Sfursat zu nennen. Bei diesem Wein werden die Trauben wie beim Amarone auf Strohmatten getrocknet um den Wein zu konzentrieren. Die Sfursat-Weine haben über 14 % Alkohol, dem wiederum ein hoher Extrakt gegenüber steht, wirken sehr geschmeidig und verfügen über ein großes Reifepotenzial und sind ebenfalls trocken ausgebaut. Legendär ist der Cinque Stelle aus dem Haus Nino Negri.
Wenn die Weine mit der Zusatzbezeichnung Riserva versehen sind müssen sie mindestens drei, sonst mindestens 24 Monate, davon mindestens ein Jahr im Holzfass gereift sein.
Neben Rainoldi und Nino Negri aus Chiuro gibt es noch ein paar weitere Empfehlenswerte Winzer wie die Cantina Coop. Villa di Tirano e Bianzone und Plozza (bekannt für seinen Spitzenwein 24 Karat) in Tirano, Ar.Pe.Pe. in Sondrio (kompromisslos traditionell!) und einige weitere.

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