Das Alsenztal (Nahewein aus der Pfalz) | Gastbeitrag | Weinrallye #24

Da ich zu den Menschen gehöre die „derUltes“ schon etwas länger kennen und auch zu seiner Nachgeburtstagsfeier eingeladen war, durfte ich dort einige Blogger kennenlernen.

Dort wurde auch das Thema Weinrallye aufgegriffen und es wurde das Thema die Nahe erwähnt. Nun so versprach ich, das ich auch mal über einen Beitrag nachdenken werde.
Dass es irgendwann mal so kommen würde war mir ja schon lange klar, aber das ich gleich einen ganzen Artikel für einen Blog schreiben würde hätte ich nicht gedacht.

Es fiel mir dazu sofort ein Thema ein, ein kleines Tal zwischen Alsenborn-Winnweiler-Rockenhausen-Mannweiler/Cölln-Oberndorf-Alsenz-Altenbamberg-Ebernburg.
Ja richtig das Alsenztal, welches geografisch zur Pfalz zählt aber Weinbautechnisch zur Nahe gerechnet wird.

Die Alsenz fließt von rechts in Richtung Nahe und wird vom wichtigsten Nebenfluß der Moschel gespeist. Die Gegend ist heute industriell gesehen äußerst strukturschwach. Bis auf die Firma Keiper-Recaro in Rockenhausen gibt es dort fast nur handwerkliche Betriebe.
Historisch betrachtet war das Alsenztal eine recht bedeutende Weinbaugegend bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, dann setzte leider der Verfall der alten Terrassen– und Steillagenweinberge ein.
Heute ist das Alsenztal vor allem durch Landwirtschaft geprägt, welche aber nur selten den Talgrund verlässt. Die wunderbaren südlich ausgerichteten Hänge werden nur noch in geringem Maß für den Obstbau genutzt.

Durch das Alsenztal führen sehr gut ausgebaute Wander- und Radwanderwege. Hier kann fern von Lärm und Streß die Natur pur genossen werden.
Die Landschaft ist durch Magerrasenhänge, Verbuschungen und Wald gekennzeichnet. Der Stolzenberg als 8 Hektar großes Naturschutzgebiet sei hier besonders erwähnt, ein Magerrasenbiotop, in dem sich auch seltene Orchideenarten wohlfühlen. Hier kann man beim wunderbaren Blick in das Tal die Seele baumeln lassen. Das Alsenztal zeichnet sich durch ein trockenes warmes Klima mit cirka 1900 Sonnenstunden im Jahr aus. Das dient sowohl dem Weinbau als auch dem Wanderer, der sich hier fast immer vom Wetter begünstigt fühlen kann.

Der heutige Weinbau beginnt erst in dem kleinen romantischen Ort Bayerfeld-Steckweiler in der Mitte des Tals mit einer der besten Lagen. Der Steckweiler Mittelberg ist eine durch Sandstein geprägte Hangkuppe und der südlichstes Weinberg des Weinanbaugebiets Nahe. Heute ist leider nur noch ein kleiner Teil der alten Toplage genutzt. Diese 3,5 Hektar sind vor allem mit Riesling, Silvaner und Spätburgunder bepflanzt. Der Weinbau hier liegt ausschließlich in der Hand der Winzerfamilie Linxweiler von der Hahnmühle.

Mannweiler-Cölln dürfte dem ein oder anderen Liebhaber von feinen, mineralischen und reintönigen Weinen aus ökologischem Anbau ein Begriff sein. Hier ist die Heimat der Familie Linxweiler und ihres Weinguts, der Hahnmühle. Dort wird seit 1986 ökologisch gearbeitet, unabhängig von Modetrends. Das geht über die konsequente ökologische Arbeitsweise in den Weinbergen bis hin zum eigenem Strom aus Wasserkraft. Die Hahnmühle liegt etwas zurückgesetzt von der Straße direkt an der Alsenz und sollte auf dem Weg durchs Tal einer der festen Besuchspunkte sein. Jeder Besucher sollte hier bei der sympathischen Martina Linxweiler die Produkte der Hahnmühle probieren.

Wärmstens sei hier dem Besucher der Gemischte Satz aus Riesling & Traminer vom Cöllner Rosenberg empfohlen. Der Weinberg liegt direkt gegenüber der Hahnmühle und wird mit dem Jahrhunderte bewährten „gemischten Satz“ bewirtschaftet. Das heisst, hier dürfen Riesling und Traminerreben in trauter Eintracht nebeneinander im Weinberg ihre Trauben zur vollen Reife bringen. Sie werden zusammen gelesen und gekeltert. Das gibt diesem Wein eine einmalige Tiefe in der Verbindung der beiden Rebsorten.

Die Besonderheit dieses Weines wird unterstrichen durch ein Jugenstiletikett von Paul Münch, dem bekanntesten Pfälzer Heimatdichters. Der Ritter auf dem Etikett erinnert an die Stolzenburg, deren Bannmühle die Hahnmühle war. Leider sind auch im Cöllner Rosenberg neben den Linxweilers nur noch wenige Winzer aktiv.

Weiter der Alsenz folgend kommt man an das Tal der Moschel, dem es auch einen Besuch abzustatten gilt.

Hier gibt es neben dem Weinbau die gut erhaltene Moschellandsburg, die mehr als einen Besuch wert ist. Dort findet jedes Jahr Ende Juni das Mittelalterfest mit der Freien Rittergruppe Alsenztal statt, auch dieses Jahr wieder vom 27.-28.Juni. Aber auch die kraftstrotzenden Grauburgunder des Weinguts Schmidt sollen nicht unerwähnt bleiben. Das Weingut Schmidt, das zweite große Weingut der Region, hat seine Weinberge in den besten Lagen im Tal der Moschel. Hier kann man nach dem anstrengenden Aufstieg zur Moschelslandsburg Labsal bei einem feinfruchtigen Riesling aus der Steillage Obermoscheler Silberberg finden.
Weiter geht es dann nach Alsenz. Dieser Ort war schon zur Römerzeit unter dem Namen Alisencia bekannt. Hier liegt der Weinberg der Hahnmühle, der heute wahrscheinlich den besten Wein des Alsenztal hervorbringt. Der Riesling ist in Anlehnung an die Römer auf den Namen Alisencia getauft. Die Besonderheit dieser Lage ist nicht nur ihre Steilheit mit bis 60% Steigung, sondern auch der Tonschiefer, der hier vorkommt. Dieser gibt den Rieslingen eine einmalige Mineralik und eigenen Stil. Sie sind mit einer stabilen Säure und einem kräftigen Körper ausgestattet bei mäßigem Alkoholgehalt. Die späte Reife dieser Weine lässt sie in ihrer Jugend oft etwas zurückhaltend wirken.

Der weitere Weg durch das Tal der Alsenz führt nun unweigerlich zur Altenbaumburg, einer der größten Burgruinen der Pfalz. Von dieser hoch über dem Alsenztal gelegenen Ruine hat man wiederum einen herrlichen Blick über die ganze Region. Insbesondere die Weinberge des zur Nahe auslaufenden Tals. Auch hier findet sich ein guter Schoppen für den Wanderer. Das Weingut Steigerhof hat für das Picknick auf der Altenbaumburg einen kräftigen Silvaner zum Durst löschen parat.

Hier ginge die kleine Weinrallye Richtung Nahe schon fast zu Ende, wäre da nicht noch die Ebernburg, welche man durch den umfangreichen Altenbamberger Forst erreicht.

Majestätisch liegt sie nun vor uns die Ebernburg, welche zur Zeit der Reformation eine wichtige Rolle spielte. Franz von Sickingen bot als Burgherr Martin Luther Asyl auf der Burg an. Jedoch floh er alls Junker Jörg auf die Wartburg. Die als Herberge der Gerechtigkeit bezeichnete Burg bot aber vier Mitstreitern Luthers Asyl und wurde so doch noch ein wichtiger Eckpfeiler für die Reformation.

Dass Glauben und Wein sehr eng miteinander verflochten sein können, lernte ich beim Weingut Rapp in Ebernburg. 😉
Da ich in dem sehr miserabelen Weinjahr 1972 geboren bin, glaubte ich nicht mehr daran, eines Tages einen noch trinkbaren Wein meines Jahrgangs kosten zu dürfen. Als ich auf das Weingut kam wurde ich nach meinem Jahrgang befragt. Darauf winkte ich nur ab und sagte, dass es aus dem Jahr nichts trinkbares mehr gäbe. Aber nun wurde ich eines besseren belehrt, Herr Rapp gab mir lächelnd einen 1972 Riesling QbA aus der Lage Ebernburger Erzgrube.
Der Wein war tatsächlich noch goldgelb mit grünlichen Reflexen, ihm entströmte ein Duft von sehr reifen Südfrüchten, Honig und Petrol. Im Gaumen setzten sich die Früchte und der Honig fort, untermalt mit einer gerade zu noch frisch wirkenden Säure. Ja was soll ich sagen, manchmal kommt man vollkommen unerwartet zu tollen Erlebnissen rund um und mit dem Wein.
An dieser Stelle möchte ich die Weinreise durch das Alsenztal enden lassen.

Ich hoffe, dass meine kleine Reise durch das Alsenztal zur Nahe Euch liebe Leser auf den Geschmack gebracht hat und vielleicht einige von Euch sich das Alsenztal auch einmal anschauen wollen. Den anderen Lesern, denen die Zeit und Muse fehlt, empfehle ich die einzigartigen Weine dieser Region, die zumindest für die Zeit ihres Genusses ein köstliches Erlebnis bilden.

Mit vinophilen Gruß
Euer Weinspunk alias D.Freier

PS. Sollte jemand Fehler oder Ungenauigkeiten entdecken, schiebe ich es hiermit auf den Genuss einer Flasche 2008 Alisencia Riesling trocken vom Weingut Hahnmühle während des Schreibens. Damit auch noch einen herzlichen Dank an Martina Linxweiler. Sie stellte mir diesen inspirierenden Wein schon vorab zur Verfügung.

Ps.Ps. Vielen Dank auch an derUltes, meinen Text auf seinem Blog als Gastbeitrag zur Weinrallye 24 einzustellen.

Anm. d. Red.: Geschrieben im Rahmen der Weinrallye #24, die Regeln gibt’s im Winzerblog.

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