2007 Riesling QbA trocken Erste Lage Winninger Röttgen, Weingut Heymann-Löwenstein

Der Röttgen ist eine Einzellage in Winningen an der Terrassenmosel, unmittelbar südlich von Koblenz. Die Lage ist vom VDP als Erste Lage klassifiziert.

Der Röttgen von Heymann-Löwenstein gehört seit Jahren zu meinen absoluten Favoriten, was zum Einen wohl an dem beeindruckenden Wein, zum Anderen auch an der beeindruckenden Weinbergslage liegt. Man hatte hier vor rund 180 Jahren einen Felsen zersprengt um dort einen Weinberg anzulegen. So entstanden viele kleinste „Terrassen“, auf denen heute die Reben stehen.

Faszinierend bei Reinhard Löwenstein als Mensch finde ich die Tatsache dass er alljährlich abends anruft und telefonisch erfragt wie viel von welchem Wein ich möchte. Das alleine ist schon beeindruckend: Der Winzer selbst ruft an, nicht die nette Dame aus dem Büro! Beeindruckender finde ich vielmehr dass er im Frühjahr anruft, zu einem Zeitpunkt wo die Weine oftmals noch gar nicht allesamt durchgegoren sind und mir verkündet dass der Wein (…aller Voraussicht nach frühestens ab….) September in den Verkauf gehen wird, vielleicht auch ein wenig später! Voller Vorfreude kann ich nie widerstehen und ordere mir mein Paket.

Der 2007er Röttgen zeigt sich im Glas zwar von einer frischen Art, hat aber eine intensive und kräftig gelbe Farbe. Die Konsistenz des Weines lässt bereits erahnen dass hier richtig Stoff im Glas ist.

An der Nase entfalten sich üppige Fruchtaromen nach gelbem Steinobst, Aprikose dominiert hier. Die mineralischen Eindrücke finden sich aufgrund der Jugend des Weins noch nicht sonderlich stark ausgeprägt in den Aromen wieder. Nimmt man den Wein in den Mund, zeigt er direkt und unvermittelt seine Kraft. Dicht und kompakt liegt er auf der Zunge. Die Säure sorgt für ein deutlich wahrnehmbares Kribbeln auf der Zunge und gibt ihm die nötige Frische um trotz des kräftigen und schweren Körpers elegant zu wirken. Die Aromatik von gelbem Steinobst ist auch hier wieder zu finden. Die Aprikose ist hier nicht mehr dominant, sondern steht hier der weiße Weinbergspfirsich im Vordergrund. Ein Hauch von Zitrus, am ehesten noch Limette unterstreicht die Aromatik, wodurch der Wein fast verspielt wirkt. Verspielt passt sehr gut, immerhin haben wir hier einen blutjungen Wein im Glas. Diese Weine brauchen Reife. Erst nach vier, fünf Jahren oder länger entfalten sie ihr gesamtes Aromapotenzial. Dann werden sich auch beim 2007er Noten von Kräutern, Tabak und Obstkernen finden, wobei die Primärfrucht gewichen ist. Doch auch schon jetzt bereitet mir der Röttgen viel Spaß: Neben dem fruchtigen Aroma und der knackigen Säure, die bestens eingebunden ist, hat er auch deutlich mineralische Noten. So tritt er kompakt aber mit reichlich Kraft auf und verabschiedet sich mit einer beachtlichen Länge von der Zunge.

Ich hätte mir den Spaß nicht nehmen lassen dürfen und hätte ihn zum Belüften karaffieren sollen. Das hätte ihm in seiner momentanen Entwicklung sicher sehr gut getan! Ausgestattet mit reichlich Potenzial kann er noch einige Jahre im Keller liegen bis ich ihn wieder hervor holen werde.

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