Valle del Itata, Valle del Bio Bio und Valle del Malleco

Diese drei südlichsten Weinbaugebiete Chiles unterscheiden sich enorm von den weiter nördlich gelegenen: Temperatur, Niederschläge und Rebsortenspiegel sind hier im Vergleich zu den weiter nördlich gelegenen Weinbaugebieten vollkommen anders.

Das Valle del Itata ist das nördlichste der drei. Es schließt südlich an das Maule Valley an und zieht sich nach Süden an der Kolonialstadt Concepción vorbei. Der Weinbau ist hier entlang der Flüsse, vornehmlich Rio Itata und Rio Nuble konzentriert. Im Itata Valley hat Weinbau eine große Tradition. Bereits in der frühen Kolonialzeit wurde hier umfangreich Wein angebaut. Aus dieser Zeit stammen auch die meistangebauten Rebsorten Itatas, Pais und Moscatel. Diese beiden Rebsorten wurden damals eingeführt, da man mit ihnen sichere und große Erträge kalkulieren konnte. Da heute aber andere Qualitäten verlangt werden als zur Kolonialzeit, werden heute auch im Itata Tal vermehrt andere Rebsorten angebaut. Nichts desto trotz dominieren auch heute noch Moscatel d’Alexandrie mit 5.041 Hektar und Pais mit 3.541 Hektar die Rebsortenstatistik der Region. An dritter Stelle folgt dann Cabernet Sauvignon mit 372 Hektar vor Chardonnay mit 192 Hektar. Alle weiteren Rebsorten kann man mangels Fläche vernachlässigen! Speziell die internationalen Traubensorten wie Chardonnay und Cabernet Sauvignon können in den letzten Jahren Zuwächse verzeichnen. Die Wasserversorgung, die weiter im Norden eine Herausforderung darstellt ist im Süden kein Problem. Mit über 1.100 mm Regen pro Jahr ist hier immer ausreichend Wasser verfügbar. Durch die knapp 500 km südlichere Lage im Vergleich zum Maipo Valley findet man hier ein deutlich kühleres Klima mit sehr großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Einige Kellereien nehmen auch das kühle Klima in Itata in Kombination mit mehr Wasser und anderen Bodenstrukturen als Argumente für eigene Weinberge und eventuell sogar einen eigenen Keller in der Region. Man findet hier jedenfalls eine große Menge alter Weinberge und traditionell arbeitende Kellereien. Es sind mir allerdings keine Betriebe bekannt, die ihren Stammsitz im Valle del Itata haben.

Auch im Valle del Bio Bio findet man die traditionellen während der Kolonialzeit eingeführten Rebsorten Pais (2.180 Hektar) und Moscatel d’Alexandrie (664 Hektar). Nicht nur geographisch, auch klimatisch gehen wir hier einen Schritt weiter weg vom Äquator. Ein Klima ähnlich Bordeaux oder auch manchen deutschen Anbaugebieten, mit rund 1.300 mm Niederschlag pro Jahr und einem deutlich kühleren Klima als in Höhe Santiagos sind zugleich Fluch als auch Qualitätsmerkmal der Region. Ein Fluch für die Region stellt das Klima in sofern dar, als dass man in den weiter nördlich situierten Kellereien das Weinbaugebiet zum Teil bis heute nicht ganz anerkennt. Während im Norden Chiles die Weinlese bereits fast abgeschlossen ist, beginnt sie hier erst. Der Beginn der Lese ist im Bio Bio Tal durchschnittlich 25 Tage später als unmittelbar bei Santiago. Die Stärken des Bio Bio Valley liegen auch nicht da wo die Stärken des Nordens liegen, sondern in einem eigenständigen Weinstil. So werden hier (wenn auch noch in geringem Umfang) Cabernet Sauvignon (191 Hektar), Pinot Noir (168 Hektar) , Chardonnay (196 Hektar), Sauvignon Blanc (41 Hektar) und sogar Riesling (33 Hektar) und Gewürztraminer (13 Hektar) angebaut. Der Rebsortenspiegel und seine Entwicklung in den letzten Jahren weg von Pais und Moscatel verdeutlichen dass man endlich auch in dieser Region das weinbauliche Potenzial erkannt hat und nutzt. Die Weine der Region haben eine feine und prägnante Säurestruktur wie man sie in der gesamten Neuen Welt nur selten finden wird!

Den südlichen Abschluss der chilenischen Weinbaugebiete bildet dass Valle del Malleco. Der Weinbau beschränkt sich hier auf 9 Hektar Chardonnay und 8 Hektar Pinot Noir experimentelle Anbaufläche. Im kalten und verregneten Klima können nur wenige Rebsorten bestehen und überhaupt reif werden. Auch wenn das Klima hier dem kühler europäischer Weinbaugebiete ähnlich ist, stellt genau das hier der Weinbau vor eine große Herausforderung: In Chile ist Chaptalisation generell verboten!

Das Malleco Valley stellt aber nicht den südlichsten mit Reben bepflanzten Bereich Chiles dar, selbst noch weiter südlich, in der Nähe von Osorno findet man noch Reben. Allerdings ohne qualitative oder quantitative Bedeutung und ohne mir bekannte Weinproduktion daraus.

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